Noch sind die Bundesbürger skeptisch. Laut einer Befragung der Meinungsforscher von YouGov lehnen 39% mobile Bezahlsysteme grundsätzlich ab. Mehr als die Hälfte halten sie für unsicher und tatsächlich genutzt werden sie nur von einer kleinen Minderheit. Doch wenn Mobile Payment nicht ins Laufen gekommen ist, liegt das auch an den bislang mangelhaften Schnittstellen zwischen Angebot und Nachfrage. Für die auf der Nahfunktechnik NFC basierenden Lösungen etwa sind zu wenige Mobiltelefone ausgerüstet. Andererseits scheuen Unternehmen die Einrichtung von Terminals für eine Bezahlform, deren Akzeptanz sie nicht einschätzen können. Doch all das könnte sich nun ändern. Allen voran machen Telefon- und Internetfirmen, Kartenanbieter und Handelskonzerne mobil. Die Deutsche Telekom hat im Juni die Einführung ihrer digitalen Brieftasche MyWallet in einem Pilotprojekt gestartet, bei dem Mitarbeiter in Bonn, Frankfurt und Hamburg ihr Handy durch ein Lesegerät an der Kasse scannen lassen können. Der Handelskonzern Otto bietet ab diesem Sommer die eigene Payment-Lösung Yapital an, die NFC-Chips mit der Identifizierung via QR-Code kombiniert. Und die Edeka-Tochter Netto hat bundesweit ein mobiles Bezahlsystem eingeführt, das auf dem Zusammenspiel von Pin und einem an das Handy übermittelten Barcode basiert.
Kombis aus Smartphone und Karte
Auch Start-ups wollen die Idee endlich zum Fliegen zu bringen. Anbieter wie iZettle, Payleven, SumUp oder Streetpay setzen in Deutschland auf Lösungen, bei denen nach dem Vorbild des US-Pioniers Square auf das Smartphone aufgesteckte Module das Einlesen von EC- oder Kreditkarten übernehmen. Das ist ein Konzept, mit dem auch die eBay-Tochter PayPal in den USA unterwegs ist. Die Karten werden damit nicht nur mobiler, sondern auch von kleinen Betrieben unter Kostenaspekten stärker akzeptiert. „Sehr viele Unternehmen bieten immer noch keine Kartenzahlungen an, obwohl ihre Kunden daran Interesse hätten. Diesen Firmen bieten wir eine funktionierende Lösung ohne Grundgebühr und ohne feste Vertragslaufzeit“, sagt Konstantin Wolff, einer der Gründer und Geschäftsführer von Payleven. Der deutsche Marktpionier hat sein Geschäft bereits nach Großbritannien, Italien, die Niederlande, Polen und sogar Brasilien ausgerollt. Einen Gutteil des Startkapitals stellte der Inkubator Rocket Internet der Samwer-Brüder bereit. Zu den weiteren Investoren gehören Holtzbrinck Ventures, die Venture Capital-Gesellschaften New Enterprise Associates aus den USA und ru-Net aus Russland. Zu Beginn dieses Jahres hat Payleven seine Modulanwendung als erster Mobilanbieter durch eine Chip & Pin-Lösung aufgerüstet. Das war deshalb ein wichtiger Schritt, weil Visacard nur pinfähige Geräte akzeptiert. Zusätzliche Akzeptanz im Markt soll seit Mai der Vertrieb über Apple Stores bringen. Payleven will darüber hinaus Unterstützung für eine effizientere Betriebsführung bieten. So können Händler durch Multi-Accounts jetzt schon analysieren, welche Mitarbeiter welche Umsätze realisieren. Geplant sind zudem Lösungen, die bei der Abwicklung von Lager, Logistik und Finanzen helfen sowie die Kundengewinnung unterstützen. „Der kleine Unternehmer ist normalerweise verantwortlich für alles. Deshalb ist es auch für unseren Markterfolg wichtig, dass wir ihm einen über den Bezahlvorgang hinausgehenden Mehrwert bieten“, sagt Wolff.