VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken, welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?
Jorg: Auf jeden Fall würde ich wieder ein Start-up aufziehen. Das Risiko ist zwar groß, aber es macht am meisten Spaß. Man weiß nie genau, was der Tag mit sich bringt und man hat die Möglichkeit, wirklich etwas zu bewegen. Ich war auch schon in großen Unternehmen tätig, was ohne Frage auch interessant war, allerdings in einer anderen Art und Weise. Die Möglichkeit, dort etwas zu bewegen, ähnelt nur geringfügig der Möglichkeit, die man hat, wenn man mit seiner eigenen Firma bzw. seinem eigenen Start-up arbeitet.
VC Magazin: Wie sind Sie 2011 auf das Gründerteam von Opentopic aufmerksam geworden?
Jorg: Der Kontakt kam zustande durch eine ehemalige Kollegin, sie machte mich mit der Gründerin bekannt. Wir verstanden uns von Anfang an gut. Ich hatte eine Vision davon, wie das Produkt einmal aussehen könnte und ich dachte mir, dass da ein großer Markttrend dahinter steht. Wir wurden uns schließlich einig und ich bin als CEO in das Projekt eingestiegen. Wir haben dann das gesamte Produkt neu ausgerollt und ausgerichtet, unter anderem auch als Business-to-Business und Enterprise Tool.
VC Magazin: Sie sind Deutscher und leben seit ca. 20 Jahren in den USA. Wo sehen Sie, als Beobachter aus der Ferne, bei den Rahmenbedingungen in Deutschland den größten Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Jorg: Ein Pluspunkt ist auf jeden Fall, dass ein großer und reifer Markt vorhanden ist. Es existiert relativ wenig junges Unternehmertum im Vergleich zu den USA, d. h. die Wiesen sind noch nicht gemäht und die Möglichkeiten, etwas zu starten, sind groß. Das stellt aber auch gleichzeitig ein Problem dar: Das Support-System ist noch nicht ganz so stark und es fehlt die Mentalität zur Risikobereitschaft. In den USA sagt man „fail fast“, aus Fehlern lernt man und es ist in Ordnung, wenn man es auch einmal nicht schafft. Man versucht es dann einfach erneut und begeht den Fehler kein zweites Mal. Ich denke einfach, das ist eine Einstellung, die in Deutschland noch recht schwer fällt.