VC Magazin: Am vergangenen Freitag haben Sie den Verkauf von Novaled an Cheil Industries und Samsung bekannt gegeben. Wie geht es dem „Lead Investor“ Paul-Josef Patt nach dem Verhandlungsmarathon der letzten Wochen persönlich?
Patt: Deutlich besser, denn die letzten Wochen und Monate waren eine extreme Belastung. Dies gilt umso mehr als ich bis in den Juli parallel zum Novaled-Exit mit der großen 15 Mio. EUR-Runde für Open-Xchange (www.open-xchange.com) mit dem Neuinvestor United Internet Venture (www.united-internet.de) auch noch einen anderen sehr wichtigen Deal verhandelt habe. Neben ein paar anderen Baustellen, die ein Venture-Investor geplant und ungeplant so hat….
VC Magazin: Wer waren Ihre engsten Vertrauten und wichtigsten Berater im Verkaufsprozess?
Patt: Mein ganz großes Dankeschön geht an Alexander Mayer und Clemens Tripp von Goldman Sachs (www.goldmansachs.com) und York Schnorbus und Markus Lauer von Sullivan & Cromwell (www.sullcrom.com). Der Einsatz war ziemlich häufig 24/7, und dieses tolle Ergebnis konnten wir nur in einem Team erreichen, das sich ausgezeichnet verstand und vertraute. Aber auch die Unterstützung von Michael Mayer vom Co-Investor Technostart (www.technostart.com) war eine große Hilfe und die Zusammenarbeit mit dem Vertreter der französischen Co-Investoren Michel de Lempdes hat gut geklappt. Ich habe jetzt schon Entzugserscheinungen….
VC Magazin: Sie hatten für Novaled im März 2012 einen Börsengang in den USA beantragt und diese Exit-Variante lange weiterverfolgt. Warum haben Sie sich gegen ein Listing an der Nasdaq und letztlich für den Trade Sale entschieden?
Patt: Was sagt der Kölner zum Cash? (lacht) Aber jetzt mal ernsthaft: Wir haben nach Abschluss der Vorbereitungen des IPO immer einen Dual Track verfolgt. Letztlich waren beide Wege bis zuletzt möglich. Cheil und Samsung haben den hohen Wert der Novaled erkannt und ein sehr attraktives Angebot gemacht. Gleichzeitig eröffnen sich Novaled dadurch hervorragende Perspektiven für die Zukunft.
VC Magazin: Was bedeutet der Exit für die Investoren des eCapital-Fonds II, der seit 2005 an Novaled beteiligt war?
Patt: Viel Freude! Wir sind mit mehreren Vehikeln an der Novaled beteiligt. Unsere Multiples gehen bis zum 6,6fachen des eingesetzten Kapitals.
VC Magazin: Wie gestaltet sich die in der ersten Pressemitteilung erwähnte erfolgsabhängige Vergütung?
Patt: Realisierbar. Ich bin grundsätzlich überhaupt kein Freund von Earn-outs, aber dieser macht wirklich Sinn.
VC Magazin: Kurzer Blick zurück: Wie kam der Kontakt zu Novaled einst zustande und was waren seither die Meilensteine?
Patt: Eine gute Gelegenheit, Dank zu sagen. Novaled wurde über Jürgen Finke, damals Creavis/Degussa, einem der langjährigen Netzwerkpartner der eCapital, an uns herangetragen. Dieser wiederum bekam die Anfrage von seinem ehemaligen Kollegen Gregor Kampwerth vom Dresden Fonds, Investor der ersten Runde. Das war Anfang 2005. Wir sind sofort nach Dresden gefahren und waren begeistert von der Technologie und vom Team um Karl Leo und Jan Blochwitz. Wir haben als erster Investor unser Committment zur damaligen zweiten Runde von 15 Mio. EUR abgegeben. Novaled machte übrigens damals gerade 1,3 Mio. EUR Umsatz, der Umsatz-Multiple zur Pre-Money-Bewertung entsprach in etwa dem jetzigen Umsatzmultiple beim Exit. Leider dauerte das Fundraising deutschlandtypisch insgesamt ein ganzes Jahr. Wichtige Meilensteine gab es einige, einer war die dritte Finanzierungsrunde Anfang 2009, in der wir von 8,5 Mio. EUR 4,5 Mio. EUR übernehmen konnten und zum Leadinvestor wurden, da allgemein die Nervosität nach verzögerter Marktentwicklung stark zunahm. Ein weiterer extrem wichtiger Meilenstein war die strategische Beteiligung von Samsung Ventures (www.samsungventures.com) 2011, die Michael Mayer und ich mit toller Unterstützung der Gründer gegen viele Widerstände erfolgreich umsetzen konnten. Ich bin sicher, dass die strategische Beteiligung der eingangs erwähnten United Internet Venture an Open-Xchange eine ähnliche Wertsteigerung erfahren kann, wie wir es hier gesehen haben.
VC Magazin: Danke und noch mal Gratulation!
Zum Gesprächspartner:
Dr. Paul-Josef Patt ist Managing Partner der Venture Capital-Gesellschaft eCapital entrepreneurial Partners.