Rudolph: In welche Unternehmertypen investieren Sie besonders gern?
Croissant: In „Typen“ eben! Junge Leute, die ein Ziel unverrückbar vor Augen haben und sich auf dem Weg dahin von nichts und niemandem abbringen lassen. Es ist schwer zu beschreiben, aber man bekommt sehr schnell ein gutes Gespür dafür, ob ein Gründer dieses Gen besitzt, den Durchhaltewillen, bei der Sache zu bleiben, auch wenn’s ringsherum ordentlich stürmt und kracht. Auch dann muss der Chef noch in der Lage sein, die Truppe hinter sich zu scharen und zu motivieren.
Rudolph: Ist es für Sie ein Muss, dass bei Ihrem Einstieg das Managementteam bereits komplett ist?
Croissant: Wichtiger ist mir, dass die bereits vorhandene Mannschaft ein echtes Team ist und unisono auf ein gemeinsames Ziel hin arbeitet. Personelle Veränderungen im Führungsteam bleiben in der Regel auf Dauer nicht aus.
Rudolph: Können Sie sich vorstellen, auch im operativen Geschäft des Start-ups einzuspringen?
Croissant: Das ist inzwischen sogar ein ganz wichtiger Teil meiner beruflichen Tätigkeit als selbstständiger Kommunikationsberater. Start-ups, die in einen Markt hinein kommen und sich etablieren wollen, müssen ja auf sich aufmerksam machen und ihre Zielgruppen erreichen. Das ist keine triviale Aufgabe und, wenn es nicht gelingt, häufig ein Grund für das Scheitern einer auch noch so guten Geschäftsidee.
Rudolph: Wie wichtig ist für Sie ein schneller und lukrativer Exit?
Croissant: Lukrativ sollte der Exit natürlich schon sein, die Geschwindigkeit ist weniger wichtig. Lieber später und dafür besser. Ich bin wie gesagt ein gebranntes Kind …
Rudolph: Allein oder im Team – investieren Sie auch im Konsortium?
Croissant: Ich würde es nicht Konsortium nennen, aber gemeinsam mit einem langjährigen Freund schaue ich mir interessante Start-ups an. Einer von uns beiden kümmert sich dann jeweils um die Due Diligence, und dann investieren wir im Idealfall gemeinsam. Gerade war er es wieder, der eine interessante Branche entdeckt hat, in der einige Newcomer für etwas Unruhe bzw. Belebung sorgen wollen.
Rudolph: Wie wichtig sind für Sie Business Angels-Netzwerke?
Croissant: Über meine gesamte Berufslaufbahn hinweg war es mir immer sehr wichtig, Netzwerke aufzubauen und zu pflegen. Ein geradezu meisterlicher Netzwerker ist Hubert Burda, von dem ich diesbezüglich sehr viel gelernt habe. Business Angels-Netzwerke sind für mich als Newcomer in der Szene unerlässlich und darüber hinaus ungemein bereichernd.
Zum Gesprächspartner:
Dr. Hans Jürgen Croissant war unter anderem Unternehmenssprecher für Sky Deutschland und Microsoft Deutschland, Geschäftsführer von Pleon und Accenture sowie Leiter des Verlegerbüros von Hubert Burda. 2012 gründete er die iuvo Communications & Ventures GmbH. Neben seinem Engagement als Business Angel berät er circa zehn Unternehmen in PR- und Marketing-Themen. Beteiligt ist er z.B. am Start-up Veact, das Software-as-a-Service zur Optimierung des After Sales-Bereichs in der Automobilindustrie entwickelt und vertreibt. Weitere Investments kommen aus den Bereichen Schnittstelle Sport & Hightech, Online-Retail und Software-as-a-Service.