VC Magazin: Unternehmensgründungen leiden hierzulande an einem Mangel von Wagniskapital. Wie wird eine potenzielle Bundesregierung mit Beteiligung Ihrer Partei die Rahmenbedingungen für Start-ups verbessern? Wie kann mehr privates Kapital für Gründungen angezogen werden?
Die Linke: Bei Start-ups ist die Finanzierung oft schwierig, da sie erstens nicht über genügend Eigenmittel verfügen und zweitens oft keinen Zugang zu den Kreditlinien und anderen klassischen Finanzierungsformen haben. Durch den Einsatz und die Förderung von Wagniskapital als solches sind die Grundprobleme allerdings nicht aufzulösen. Einerseits zeigte sich längst vor der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise ein klares prozyklisches Verhalten von Private Equity-Fonds. Die Allokation von Kapital war somit ökonomisch nicht rational und gesellschaftlich unsinnig, ganz zu schweigen von den hierüber verursachten Preisblasen in bestimmten Segmenten (u.a. New Economy, Biotech, erneuerbare Energien). Dieses Herdenverhalten sollte nicht noch durch übermäßige steuerliche Förderungen und andere Anreize unbedacht durch die öffentliche Hand unterstützt werden. Für zielführender hält es Die Linke sich an Bewährtem zu orientieren und anzusetzen. Beispielsweise will Die Linke den High-Tech Gründerfonds fortführen und durch ein neues Konzept der Validierungsforschung ergänzen. Des Weiteren fordern wir, dass Kleine und Mittlere Unternehmen besser von der Innovationsförderung des Bundes profitieren. Das erfolgreiche Programm ZIM muss erhalten bleiben und darf nicht für die Gegenfinanzierung einer möglichen steuerlichen FuF herangezogen werden.
VC Magazin: Die Bundesregierung hat kürzlich den Investitionszuschuss Wagniskapital eingeführt. Welche weiteren Anreize müssen gesetzt werden, um mehr Business Angels für die Unterstützung von Jungunternehmen gewinnen zu können?
Die Linke: Eine positive Impulswirkung ließe sich ebenso allein über Steueranreize und andere Mittel der öffentlichen Subventionen erzielen. Hier wäre die Förderung von Plattformen, Beratungsdienstleistungen und Coaching insbesondere für junge Unternehmen und Personen zu begrüßen, deren Ideen und Innovationen in der Anfangsphase stecken. Erfahrene Investoren, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Beraterinnen und Berater zu finden und zu nutzen wäre sicherlich hilfreich und könnten finanziell und ideell unterstützt werden. Hinzu kommt, dass Business Angels in der Regel für ihr Risiko und den Einsatz von Wagniskapital eine sehr hohe Verzinsung erwarten, was durch das junge Unternehmen erst einmal erwirtschaftet werden muss. Zudem sehen viele Unternehmensgründer die Eingriffs- und Mitspracherechte in die Organisation und das Management des Start-Ups kritisch und lehnen daher das Engagement von Business Angels und den Einsatz von Wagniskapital schlicht ab. Diese Konflikte können und sollen aus Sicht der Linken nicht über öffentliche Zuschüsse aufgehoben oder überdeckt werden. Dementsprechend stehen für Die Linke auch keine abstrakten Wünsche nach mehr Wagniskapital und mehr Business Angels im Vordergrund. Entscheidend ist aus unserer Sicht der soziale und ökonomische Nutzen des unternehmerischen Handelns, um Steuermittel und andere Formen der Förderung politisch zu legitimieren.
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