Nach Angaben des Bundesverbandes der deutschen Medizintechnikunternehmen BVMed lag der Gesamtumsatz der heimischen Medizintechnikunternehmen im vergangenen Jahr bei 22,2 Mrd. EUR, was einer Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 4% entspricht. Jedoch hat sich das Umsatzwachstum im Vergleich zu 2011 (6,9%) und 2010 (9%) sichtbar verlangsamt. Vor allem die Entwicklung auf dem deutschen Markt stagnierte, während sich der Export in ausländische Märkte, vor allem Asien, weiterhin sehr gut entwickelte. Preisdruck, steigende Rohstoffpreise und Außenstände sind die Hauptursachen, daneben niedrige Erstattungspreise, der zunehmende Fachkräftemangel und eine „innovationsfeindliche Politik der Krankenkassen“, heißt es im Jahresbericht 2012/13 des BVMed. „Eine große, wenn nicht die größte Hürde im Innovationsprozess für neue Medizintechnikprodukte stellt in Deutschland der Weg in die Erstattungskataloge der gesetzlichen Krankenversicherung dar“, bestätigt Manfred Ulmer-Weber, Senior Investmentmanager beim Tübinger Wachstumsinvestor SHS. „Problematisch sind für die Hersteller dabei neben den hohen Anforderungen an die neuen Produkte hinsichtlich Nutzen und Kosten insbesondere die intransparenten und unklaren Entscheidungswege und -regeln seitens der Verfahrensbeteiligten“, so Ulmer-Weber. Hilfreich wäre eine höhere Transparenz bei Verfahren und Entscheidungsregelungen bezüglich der Erstattungsfähigkeit einzelner Produkte und Verfahren.
Innovationen brauchen Investitionen
Nach Angaben des Europäischen Patentamtes führt die Medizintechnik die Liste der Technologiebereiche mit über 10.400 erteilten Patenten an, noch vor der digitalen Kommunikation und elektronischen Geräten. Und mit 17% liegt der Anteil forschender Unternehmen nur geringfügig unter dem Industriedurchschnitt in Deutschland mit 20%. Dabei besticht der Standort Deutschland durch vergleichsweise kurze Zulassungszeiten und eine kostengünstigere klinische Forschung. Während in Deutschland durchschnittlich rund 8 bis 10 Mio. EUR anfallen, um eine Idee bis zur Marktreife zu entwickeln, sind diese Kosten in den USA mit rund 80 Mio. USD wesentlich höher anzusetzen. Trotzdem: „Die deutsche Medizintechnikindustrie benötigt dringend eine neue Investitionsoffensive, um wieder auf das Niveau der 1980er-Jahre zu kommen“, bemerkt Claus-Georg Müller, Vorstandsvorsitzender der Münchner Venture Capital-Gesellschaft mic AG. „Die Technologien hierfür sind auf jeden Fall vorhanden. Doch durch den Biotech-Hype und die Vielzahl der getätigten Fehlinvestitionen in diesem Bereich wurde der Ruf der Medizinbranche leider unberechtigt in Mitleidenschaft gezogen“, so Müller. „Bezüglich der Finanzierungssituation gab und gibt es erhebliche Einbrüche. Hier muss dringend ein Umbruch stattfinden“, bestätigt der mic-Vorsitzende.