Interview mit Frank Dornseifer, BAI

VC Magazin: Herr Dornseifer, bereits auf der BAI Alternative Investor Conference im Mai haben Sie angekündigt, dass die Assetklasse Infrastruktur in Ihrer Verbandstätigkeit künftig eine größere Rolle spielen wird. Was veranlasst den BAI zu dieser neuen Priorisierung?
Dornseifer: Der Bundesverband Alternative Investments ist eine assetklassen- und produktübergreifende Interessenvertretung und daher gerade nicht auf einzelne Anlagesegmente beschränkt. Mit dem Bereich Real Assets beschäftigen wir uns schon seit Längerem. Folgerichtig treiben wir daher unsere Aktivitäten auch im Segment Infrastruktur voran. Im letzten Jahr war es der BAI, der einen Due Diligence Questionnaire für Anlagen in Infrastrukturfonds vorgestellt und damit einen Standard gesetzt hat. Auch bei Gesetzgebungsvorhaben und Konsultationen weisen wir immer deutlich darauf hin, welche Implikationen diese für Infrastrukturanlagen haben. In diesem Anlageuniversum besteht über die kommenden Jahre auf der einen Seite ein enormer Investitionsbedarf, auf der anderen Seite suchen institutionelle Investoren und auch unsere Verbandsmitglieder nach neuen und nachhaltigen Renditemöglichkeiten. Wir erwarten daher, dass dieses Anlagesegment in den kommenden Jahren das institutionelle Investieren stark bestimmen wird. Um Anlagen in Infrastruktur stärker zu fördern und Investoren näherzubringen, kooperieren wir auch gezielt mit Hochschulen und Anbietern von Informations- und Research-Dienstleistungen. Demnächst erscheint auch erstmalig ein Infrastrukturreport unter Beteiligung des BAI, der Schlüsselinformationen rund um das Thema Infrastrukturinvestitionen enthalten wird: Transaktionszahlen, Rendite- und Risikokennziffern etc. Dies ist aus unserer Sicht ein wichtiger Beitrag zur weiteren Etablierung des Anlagesegments Infrastruktur.

VC Magazin: Infrastruktur ist eine noch junge Assetklasse. Wie würden Sie das Know-how-Level der Investoren derzeit einschätzen?
Dornseifer:
Alle Beteiligten durchlaufen im Moment noch einen Lernprozess. In Deutschland gibt es erst eine kleinere Anzahl von Marktteilnehmern, die sich in den vergangenen Jahren bereits intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Die meisten Investoren arbeiten sich nach und nach an die Anlageklasse heran und prüfen, welche Chancen und Risiken die Assetklasse birgt und wie Infrastrukturinvestments ins Portfolio passen können. Es gibt einige qualifizierte Berater auf dem Markt. Einige der großen Investoren bauen allerdings derzeit auch eigene Teams in diesem Bereich auf bzw. bilden Teams aus anderen Bereichen wie z.B. Real Estate weiter. Wenn auch die meisten noch kein Exposure haben – viele planen ernsthaft für 2014 den Einstieg.

VC Magazin: Und wie sieht es aufseiten der Anbieter aus?
Dornseifer:
Deutsche Adressen legen vermehrt Fonds auf, aber vor allem etablierte Anbieter aus den großen Infrastrukturmärkten Kanada, Australien, USA und Großbritannien drängen vermehrt auf den Markt. Nicht alle Angebote sind bislang ausgereift, man muss hier stark auf den jeweiligen Bereich achten. Beispielsweise galt Offshore-Windkraft vielen als zukunftsträchtiges Investment, dann stellte sich jedoch heraus, dass die technologische Umsetzung extrem schwierig ist. Das macht Investments zu einem Wagnis, das nicht alle Investoren eingehen können. In anderen Bereichen gerade bei den erneuerbaren Energien ist man hier hingegen schon weiter.