VC Magazin: Was waren die Gründe, die die Ärzteversorgung Thüringen zum Einstieg in die Assetklasse Infrastruktur bewogen haben?
Kropp: Unser erstes Investment im Infrastrukturbereich haben wir bereits 2008 getätigt, es liegt also schon einige Zeit zurück. Die Motivation kam aus den relativ stabilen Ausschüttungen, außerdem war es uns wichtig, in Sachwerte zu investieren. Aus diesem Grund haben wir übrigens auch unsere Allokation im Immobilienbereich erhöht. Die Ärzteversorgung Thüringen hat heute ein ziemlich breit diversifiziertes Portfolio. Nicht zuletzt aufgrund der regulatorischen Vorgaben haben wir mit rund 50% eine hohe Investmentquote im Fixed Income-Bereich. 10% des Kapitals sind in Aktien allokiert, 20% in Immobilien. Die Beteiligungsquote liegt bei 15%, wovon wiederum 4% Infrastrukturinvestments sind.
Mackewicz: Institutionelle Investoren stehen heute vor einem Dilemma: Sie sollen im aktuellen volatilen Kapitalmarktumfeld stabile und kalkulierbare Cashflows erzielen. Traditionelle Anlageformen reichen dafür aber nicht mehr aus. Um den Renditeverfall, wie er sich beispielsweise bei Staatsanleihen vollzieht, aufzuhalten, müssen sie Alternativen suchen. Da bietet Infrastruktur interessante Chancen, denn die Assetklasse bringt laufende Returns und hat ein sehr positives Rendite-Risiko-Profil. Gegenüber anderen Anlageklassen wie Hedgefonds oder Private Equity bringt sie auch kein Imageproblem mit sich, denn der Sinn von Investitionen in neue Stromnetze, Schulen oder Straßen ist offensichtlich.
VC Magazin: Herr Kropp, welche Ziele verfolgen Sie mit Ihren Infrastrukturinvestments?
Kropp: Wir sehen darin unter anderem eine Alternative zum Fixed Income-Sektor, der uns bei begrenztem Risiko und begrenztem Aufwand stabile Returns bietet. Außerdem ist für uns der implizite Inflationsschutz wichtig.
VC Magazin: Herr Mackewicz, wie kann man diese Ziele am besten erreichen?
Mackewicz: Die großen Adressen wie die bekannten Versicherer haben eigene Teams, die die Investments aktiv managen, sie können deshalb auch Direktinvestitionen tätigen. Gerade Versorgungswerke und Pensionskassen verfügen allerdings oft nicht über diese Kapazitäten, sie holen sich deshalb Know-how von außen dazu, indem sie beispielsweise auf Single Funds oder Dachfonds setzen. Erwarten darf man in der Regel laufende Ausschüttungen in Höhe von 6 bis 8% plus einige Prozentpunkte zusätzlich nach Ablauf der Vorlaufzeit.