Interview mit Detlef Schreiber, CEE

VC Magazin: Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit CEE den Einstieg in ein Projekt in Erwägung zieht?
Schreiber: Für ein erfolgreiches Projektgeschäft ist eine Vielzahl von Faktoren wichtig. Lässt man den überragenden Standortfaktor einmal außer Acht, sind die drei wesentlichsten sicherlich die Rendite, die verbauten Komponenten und die Projektpartner. Bezüglich der Rendite kann man zwar nicht alle Bereiche der erneuerbaren Energien im Detail miteinander vergleichen, aber eine Tendenz haben alle, und das sind die steigenden Preise. Mit diesen fallen die Renditen. So hat sich der Fotovoltaikmarkt mittlerweile zu einem etablierten Investorenmarkt entwickelt. Auf viele Käufer kommen immer weniger attraktive Angebote. Gleichzeitig ist bei vielen Investoren der Anlagedruck hoch, sodass vielfach überhöhte Preise geboten werden, die zulasten der langfristigen Rendite gehen. Da wir uns als CEE konsequent an unsere Limits halten, können und wollen wir diesen Weg nicht immer mitgehen. Wichtig für den Projekteinstieg ist uns außerdem die Qualität der Komponenten. In diesem Bereich gibt es nach wie vor leistungsrelevante Unterschiede. Da wir schon seit mehr als zwölf Jahren als Investor für Erneuerbare-Energien-Projekte tätig sind, verfügen wir über ein Netzwerk etablierter Projektentwickler, die ihr Handwerk verstehen. Auch das ist ein entscheidender Punkt.

VC Magazin: Im Oktober vergangenen Jahres haben Sie sich gegen den Erwerb eines Solarparks in Bulgarien entschieden. Wie wichtig ist der Standort für die Erfolgsaussichten eines Projekts?
Schreiber: Ein guter Standort ist die Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Investment. Entscheidend für uns sind Rechtssicherheit und ein nachhaltiges Fördersystem. Im europäischen Ausland gehen Genehmigungswege und Netzanschlüsse häufig mit längeren Prozesszeitläufen einher. Hier gilt es, im Vorfeld genau abzuwägen, worauf man sich einlässt. Für CEE gibt es in Deutschland nach wie vor attraktive Investitionsmöglichkeiten, aber perspektivisch werden wir auch unser Auslandsgeschäft weiter ausbauen. Neben Frankreich, wo wir bereits aktiv sind, schauen wir beispielsweise in Richtung Großbritannien und Schweden.

VC Magazin: Projekte wie Wind- und Solarkraftwerke hängen stark von gesetzlichen Rahmenbedingungen wie der Erneuerbare-Energien-Förderung oder dem Netzausbau ab. Was entgegnen Sie Skeptikern, die aus diesem Grund Investments in diesem Bereich scheuen?
Schreiber:
Um die Rentabilität eines Projektes zu gewährleisten, müssen die Rahmenbedingungen verlässlich sein. Sicherlich wird die Bedeutung der Fördermaßnahmen mittelfristig in dem Maße abnehmen, in dem wir uns der tatsächlichen Grid Parity nähern, aber noch ist es nicht so weit. Wenn man allerdings bedenkt, dass das regulatorische Risiko nahezu das einzige nennenswerte Risiko bei Projektinvestments in Fotovoltaikparks und Windkraftanlagen ist, kann man aus unserer Sicht nach wie vor mit einem guten Gefühl investieren.

VC Magazin: Nach dem Erwerb eines Wind- oder Solarparks folgt die Weiterentwicklung. Welche Kompetenzen muss der Investor mitbringen, um das Projekt zum Erfolg zu führen?
Schreiber:
Projekte dieser Art sind keine Selbstläufer. Als Investor sollte man möglichst nah am Geschehen sein, um rechtzeitig steuernd eingreifen zu können. Bei CEE haben wir uns daher entschieden, die kaufmännische Betriebsführung bei unseren Projekten selbst zu übernehmen. Unsere Tochtergesellschaft CEE Operations kümmert sich um die operative Verwaltung unseres nahezu gesamten Wind-, Biomasse- und Solar-Kraftwerkportfolios. Jeder einzelne Geschäftsvorgang jeder Anlage – sei es der Schriftverkehr mit den Banken oder den Energieabnehmern – wird von uns geprüft. Das ist entscheidend, um letztendlich auch die errechnete Rendite zu realisieren.

VC Magazin: Welchen Zeitraum muss ein Investor vom Erwerb bis zum Verkauf eines Kraftwerks veranschlagen?
Schreiber: Das kommt sicherlich auf die Ziele und Geschäftsstrategie des Investors an. Aber in der Regel sind die Investmenthorizonte an die Förderzeiträume angepasst. Idealerweise hält man als langfristig orientierter Investor eine Beteiligung im Fotovoltaik- und Windkraftbereich über zwanzig Jahre. Je nach Zustand und Performance des Kraftwerks sowie der künftigen Marktlage wird dann entschieden, ob ein Kraftwerk abgebaut, verkauft oder auch weitergeführt werden soll.

VC Magazin: Welche Risikofaktoren gefährden die Rentabilität eines Projekts und wie muss man ihnen vorbeugen?
Schreiber:
Grob unterteilt gibt es Risikofaktoren auf der Kostenseite und auf der Performance-Seite bei Ertrag und Technik. Auf der Kostenseite ist die Inflation ein wesentlicher Faktor, der die Rentabilität eines Projektes gefährden kann. Begegnen kann man dem in erster Linie, indem man seinen Berechnungen eine hohe Inflationserwartung zugrunde legt. Um dem Risiko einer geringeren Performance vorzubeugen, sind differenzierte Ertragsprognosen und Risikoabschläge hilfreich. CEE holt daher mehr als ein unabhängiges Gutachten zur Ertragsprognose ein. Hinsichtlich der Technik-Performance zahlt sich die Anfangsinvestition in qualitativ hochwertige Komponenten unserer Erfahrung nach langfristig aus. Wenn man die Technik-Degradation im Fotovoltaikbereich einkalkuliert und mit entsprechendem Risikopuffer arbeitet, ist das Risiko handhabbar. Im Windbereich ist die Lage ähnlich. Hier arbeitet CEE mit Vollwartungsverträgen, um das Performance-Risiko zu minimieren. Diese sind zwar ein Kostenfaktor, garantieren aber eine technische Verfügbarkeit der Anlagen von rund 97%.

VC Magazin: Wie strukturieren Sie die Finanzierung eines Projekts? Wie gut zugänglich ist Fremdkapital für Infrastrukturprojekte derzeit?
Schreiber: Wir richten uns in der Finanzierung stark an den Refinanzierungsdarlehen der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) aus. Vor allem mit diesem Programm im Hintergrund ist es in Deutschland derzeit nicht allzu schwer, Fremdkapital für Infrastrukturprojekte zu akquirieren. Das ist ein wirklicher Standortvorteil. Im Portfolio ergibt sich daraus auch ein interessanter Zinshebeleffekt, da die erwartete Rendite meist über dem Refinanzierungszins liegt. Im Ausland ist die Fremdkapitalgewinnung meist schwieriger, da sich langfristige Finanzierung und Zinsbindung dort häufig schwer in Einklang bringen lassen.

VC Magazin: Vielen Dank, Herr Schreiber.


Zum Gesprächspartner
Detlef Schreiber ist CEO der CEE Management GmbH. Die Beteiligungsgesellschaft, eine Tochter der Bankhaus Lampe Gruppe, konzentriert sich auf erneuerbare Energien und Cleantech und managt derzeit ein Eigenkapitalvolumen von rund 400 Mio. EUR. Sie investiert v.a. in Energieerzeugungs- und Energiespeicherungsprojekte aus den Sektoren Fotovoltaik, Wind, Biogas, Biomasse und oberflächennahe Geothermie und in entsprechende Technologieunternehmen.