Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Üblicherweise geht eine Venture Debt-Finanzierung Hand in Hand mit einer traditionellen Eigenkapitalrunde und erlaubt den Eigenkapitalgebern, ihre Kapitalbasis über das neue Eigenkapital hinaus zu stärken, ohne maßgeblich weitere Anteile und Kontrollrechte abgeben zu müssen. Zudem bedeutet die Aufnahme von Venture Debt im Rahmen einer Eigenkapitalrunde häufig nur minimalen Zusatzaufwand, da der Venture Debt-Anbieter weite Teile einer VC Due Diligence nutzen kann. Auch ist es für den Venture Lender ein Qualitätsbeweis, dass die Eigenkapitalgeber das Unternehmen mit weiterem Kapital unterstützen. Doch auch in Situationen, in denen keine Eigenkapitalrunde ansteht, kann eine Injektion von Venture Debt darstellbar und sinnvoll sein: Zum Beispiel, wenn bestehende Investoren aus liquiditäts- oder fundtechnischen Gründen kein weiteres Kapital investieren können und ein Exit (noch) nicht opportun ist. In solchen Situationen kann Venture Debt den Eigentümern eine Möglichkeit bieten, mit dem Exit zu warten, bis ein wertmaximaler Zeitpunkt erreicht ist.
Keine Standardlösungen
Anders als bei erwachsenen Unternehmen kann das klassische Instrumentarium einer Bankfinanzierung, die sich typischerweise an Vergangenheitswerten orientiert, bei Wachstumsunternehmen nicht angewendet werden. Grundlage der Verhandlungen wird vielmehr der zukunftsgerichtete Businessplan des Unternehmens sein. So sollte bei der Planung des Zins- und Tilgungsprofils stets die Liquiditätsplanung des Unternehmens zugrunde gelegt werden. Im Gegensatz zur klassischen Bankfinanzierung gibt es bei der Vertragsgestaltung keine Standardlösungen. Jede Venture Debt-Finanzierung muss individuell auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Unternehmens angepasst werden; dabei sind das Fingerspitzengefühl und die Kreativität der Vertragsparteien gefragt.