VC Magazin: Sie wollen Keeeb auch durch „Werbung als Service“ finanzieren. Wie sieht das konkret aus?
Gulla: In den letzten zehn Jahren wurde das Internet durch den Social Graph revolutioniert. Für die kommenden zehn Jahre wird das der Interest-Graph beziehungsweise eine Mischung aus beidem sein. Es geht nicht nur darum, wer mit wem verbunden ist, sondern wer sich für was interessiert. Da die User Keeeb für die Recherche von Themen nutzen und auf den verschiedenen Keeeb-Themenseiten nur unterwegs sind, wenn das Thema auch relevant ist, können wir hier sehr gut personalisierte und themenbezogene Werbung anbieten. Des Weiteren spielt Keeeb für große Marken eine Rolle, die mit ihren Kunden über Inhalte und Interessengebiete in Interaktion treten wollen. Mit Keeeb können die User mit den Inhalten der Marken interagieren und sich diese auf ihre eigenen Themenseite speichern. Je inhaltsvoller und relevanter also die Inhalte der Marken sind, desto höher ist die Chance das Markenbotschaften durch User verbreitet werden. Diese Keeeb-Channels werden 2014 für Keeeb ein wichtiges Thema. Einen ersten großen Namen aus der Lebensmittelbrache konnten wir bereits gewinnen.
VC Magazin: Generell gesehen, wie lange wird der Boom an neuen Internet-Ideen noch anhalten?
Nieraad: Meiner Ansicht nach haben wir nicht einen Boom an neuen Ideen, sondern eher einen Boom an Start-ups und eine größere Visibilität der Branche. Das Internet und die Geschäftsmodelle der dort agierenden Unternehmen sind mittlerweile etabliert und es gilt jetzt, mit nachhaltigen Services einen größtmöglichen Nutzen für die User zu schaffen. Wir wollen unseren Nutzern einen Service bieten, um die dort gefundenen Informationen schnell und einfach zu speichern und später sinnvoll damit arbeiten zu können. Es ist doch einfach sinnlos mehrmals dieselben Inhalte mittels Google abzurufen.
VC Magazin: Ein Blick in die Zukunft: Wie lange wollen Sie, Herr Nieraad, das Unternehmen begleiten?
Nieraad: Ich werde das Team weiterhin als aktiver Sparringspartner begleiten und bin auch in der Koordination der nächsten Finanzierungsrunde für die anderen Angels verantwortlich. Einen Ausstieg sehe ich erst zum Exit als realistisch an. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass Venture Capital-Investoren Angels aus der frühen Phase aus der Gesellschaft herauskaufen.
VC Magazin: Herr Gulla, mal etwas provokant gefragt: Ein aufstrebendes Internet-Start-up außerhalb von Berlin, wie geht denn das?
Gulla: In unserer Zeit spielt der Standort kaum noch eine Rolle. Sicherlich ist es einfacher in einer großen Stadt wie Berlin oder Hamburg zu starten. Aber wer eine wirklich gute Idee hat und hart arbeitet, sollte erst einmal überall starten können, gerade im Bereich Internet.
VC Magazin: Herr Gulla, Herr Nieraad, vielen Dank für das Gespräch!
Zu den Interviewpartnern:
Konrad Gulla (li.) ist Mitgründer und CEO von Keeeb. Claas H. Nieraad steht den jungen Unternehmern als Business Angel mit Know-how und Kapital zur Seite.