Bitte genauer hinsehen!
Doch die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Sie beruhen auf der Gewerbeanzeigenstatistik des Statistischen Bundesamtes und beinhalten damit alle Existenzgründungen bundesweit: vom Elektroinstallateur über den freien Journalisten bis zum Physiotherapeuten. Alle Gründungen zeugen natürlich von Mut und tragen ein Stück Pioniergeist in sich. Doch sind viele dieser Kleinstfirmen nicht darauf ausgelegt, zu wachsen und weitere Arbeitsplätze zu schaffen. Der Friseursalon um die Ecke wird seine Kundschaft aufbauen und halten wollen, relativ schnell allerdings die Kapazitätsobergrenze erreicht haben und nicht mehr weiterwachsen. Hightech-Unternehmen unterscheiden sich von diesen Gründungen: Sie basieren auf einer neuen Technologie, die das Potenzial zum Überflieger hat. Ein Forscherteam, das in seinem Unternehmen ein Krebsmedikament entwickelt, oder ein Gründer, der eine bahnbrechende neue Software entwickelt hat, können deshalb nicht in dieselbe Schublade gesteckt werden.
Der Start-up-Boom
Genau diese technologiebasierten Gründungen nennen wir Start-ups – und sie erleben durchaus einen kleinen Boom, wirtschaftliche Rahmenbedingungen hin oder her. Das Internet und die mobile Kommunikation haben einen komplett neuen Wirtschaftsraum geschaffen, der wiederum von neuen Unternehmen besetzt wird. Dass der größte Börsengang der Geschichte ausgerechnet einem sozialen Online-Netzwerk gelingen würde – wer hätte das noch vor zehn Jahren gedacht? Der technologische Fortschritt revolutioniert unser Leben und schafft damit Nachfrage nach neuen oder verbesserten Produkten. Dass Frauen in Jubelschreie ausbrechen, wenn der Postbote ein Päckchen neuer Schuhe bringt, hätte man bis vor wenigen Jahren auch nicht erwartet – oder zumindest nicht, dass man mit einer solchen Werbung einen solchen Erfolg haben könnte.
Coole Spinner
Positiv auf den Start-up-Trend wirkt sich auch der Imagewandel aus, den die Branche nach und nach verzeichnet. Mit Berlin hat die Gründungskultur einen lokalisierbaren Punkt auf der Landkarte gefunden. Auch wenn natürlich in ganz Deutschland Start-ups entstehen: Der Berliner Hipster hat dazu beigetragen, dass es auf einmal cool ist, sein eigenes Ding zu machen. Erfolgsgeschichten wie sie die Samwer-Brüder geschrieben haben beweisen zusätzlich: Gründer sind keine Spinner, sondern können wirklich etwas voranbringen.
Selbstverwirklichung ist anstrengend
Etwas voranbringen: Genau darum geht es vielen, die sich gegen eine Karriere als Angestellter und für das eigene Start-up entscheiden. Eigenen Ideen Raum geben und sich selbst verwirklichen, statt im Hamsterrad anderer zu laufen. Trotzdem: Pioniergeist alleine reicht nicht aus, um aus einer guten Idee ein erfolgreiches Unternehmen zu machen. Gründen bedeutet harte Arbeit, lange Nächte, viel Herzblut und natürlich auch ein Risiko. Den Einstieg wollen wir Euch auf den folgenden Seiten immerhin etwas erleichtern.