Gehört das Fach Entrepreneurship als Ausbildungsbestandteil an Hochschulen? Kritische Stimmen meinen, dass Gründer „einfach machen“ müssten und „Learning by Doing“ den größten Erfolg verspräche. Auch in Deutschland, das in der Bemühung um eine effektive Entrepreneurship-Ausbildung im europäischen Vergleich hinter Großbritannien, Schweden und den Niederlanden, aber vor Frankreich und den südeuropäischen Ländern rangiert, wird der Sinn einer solchen Hochschulausbildung oft grundsätzlich diskutiert. Dies hängt u.a. mit der Ansicht zusammen, dass Entrepreneurship-Lehre mit Gründungslehre gleichzusetzen sei und erfolgreiche Gründungen allein auf dem Talent des Gründers beruhen.
Angebot nimmt zu
Diese Meinung verliert jedoch schnell an Gültigkeit – durch den wachsenden Innovationsdruck einer globalisierten Welt, durch veränderte Anforderungen der zukünftigen Arbeitswelt und durch die Erfolge internationaler Hochschulprogramme im Bereich Entrepreneurship. An vielen Hochschulen werden Konzepte etabliert, die berücksichtigen, dass Menschen ihr Leben lang lernen können und wollen, dass unternehmerisches Denken und Handeln für eine selbstbestimmte Zukunft unverzichtbar ist und auch beim Gründen die Lernkurve ansteigt, wenn Aktion mit Reflektion verbunden wird. So hat sich seit Ende der 1990er-Jahre Entrepreneurship als Fach an deutschen Hochschulen sichtlich etabliert: Nachdem 1998 der erste Lehrstuhl für Unternehmensgründung an der European Business School in Oestrich-Winkel eingerichtet wurde, existieren heute bundesweit bereits 110 Lehrstühle. Trotzdem wurde bis vor wenigen Jahren in Deutschland nur etwa ein Viertel aller Studierenden während des Studiums mit dem Thema Existenzgründung konfrontiert – einer der niedrigsten Werte weltweit.
Exist verleiht Schwung
Der Ausbau der Entrepreneurship-Lehre bekam Anschub von den seit 1998 laufenden Exist-Programmen des Bundeswissenschafts- bzw. des Bundeswirtschaftsministeriums (einen Überblick über Exist findet Ihr auf S. 68). Diese Programme unterstützen Hochschulen dabei, Angebote im Bereich Gründungsausbildung und Start-up-Förderung zu etablieren. Als das Bundeswirtschaftsministerium die Verantwortung für die Programme übernahm, wurde der Fokus auf Programme gelegt, die vor allem schnell skalierbare Hightech-Gründungen stimulieren und dadurch zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes beitragen können.