VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?
Sudermann: Die Idee wurde auf dem Uni-Campus geboren. Wir haben selbst aus erster Hand erfahren, wie groß die Orientierungslosigkeit bei Studenten und Absolventen ist. Alle fragen sich: Welches Unternehmen, welcher Job passt zu mir? Hinzu kommt, dass die herkömmlichen Bewerbungsprozesse von außen sehr intransparent erscheinen. Meistens erhält man Absagen ohne tiefere Begründung. Dann fragt man sich schon, welche Faktoren den Ausschlag geben, ob man zu einem Gespräch eingeladen wird oder nicht. Diese allgemein vorherrschende Unsicherheit und Intransparenz auf beiden Seiten führt dazu, dass nur auf 14% aller Bewerbungen die Einladung zum persönlichen Gespräch oder Assessment Center folgt und nur 17% aller Vorstellungsgespräche zu einer Einstellung führen. Und von diesen wenigen neuen Mitarbeitern, die nach der aufwendigen Auswahl eingestellt werden, erfüllen dann nur 25% die Anforderungen des Unternehmens „voll und ganz“, ergibt eine Studie des Staufenbiel-Instituts. Das sind alarmierende Zahlen, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kann sich das kaum ein Unternehmen mehr leisten. Und es ist unsere Chance, einen innovationsarmen Markt zu entstauben. Genau da wollten wir ansetzen und die nebulöse Unsicherheit auf beiden Seiten bereits in der Frühphase des Bewerbungsprozesses auflösen. Exakt das tun wir heute.
VC Magazin: Wie haben Sie die erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Sudermann: Gegen Ende 2012 hatten wir unsere Produktvision so weit konkretisiert, dass wir aus eigenen Mitteln einen Prototyp entwickelt und im Rahmen einer Pilotstudie wertvolle Ergebnisse gesammelt haben. Damit konnten wir die ersten Investoren überzeugen. Unser Seed-Investment von insgesamt rund 450.000 EUR haben wir dank der Unterstützung von elf Privatinvestoren sowie mit dem Eigenkapital des Gründerteams geleistet. Dabei haben wir ganz bewusst darauf geachtet, dass die Investoren der Frühphase uns auch inhaltlich unterstützen und uns mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das haben wir geschafft. Heute sind wir sind stolz auf den Kreis an Investoren und den sehr konstruktiven Umgang mit unseren bestehenden Aktionären.
VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden
Sudermann: Wir Gründer haben als Team vor der Gründung der 22Connect AG schon einige Jahre in verschiedenen Konstellationen zusammengearbeitet, bevor wir uns gemeinsam für den Schritt in die Selbstständigkeit entschieden haben. So waren vier der fünf Gründer in der gleichen Kölner Werbeagentur beschäftigt. Noch ehe wir uns zu 100% dem eigenen Produkt Talents Connect zugewandt haben, konnten wir darüber hinaus ein Jahr lang die Zusammenarbeit als Team in der Beratung von inhabergeführten Unternehmen im Bereich des Employer Branding auf Herz und Nieren testen. Mit allem, was dazugehört. Letztlich verbindet uns alle schon immer der Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu gründen, um unabhängig zu sein und neue Ideen zu verwirklichen. Dass wir das eines Tages gemeinsam angehen wollen, haben wir uns schon vor Jahren versprochen und glücklicherweise auch in die Tat umgesetzt.
VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?
Sudermann: Wir haben bisher keine Entscheidung bereut. Also, klare Antwort: alle. Gleichzeitig haben wir natürlich extrem viel gelernt auf dem Weg hierhin. Was sich als besonders wertvoll erwiesen hat, ist, dass wir von Beginn an ein großes Augenmerk auf den Aufbau unseres Netzwerkes an Mentoren, Kooperationspartnern und Investoren gelegt haben. Der unbestrittenermaßen große zeitliche Aufwand hat sich für uns schon heute mehr als ausgezahlt. Eine weitere sehr wichtige Entscheidung war die Fokussierung von Talents Connect auf den Berufseinstieg, obwohl unser Matching-Algorithmus weitere spannende Einsatzmöglichkeiten bietet. Hier konnten wir viel lernen und sind nun bereit, die Potenziale des Personalmarkts für uns zu erschließen.