VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?
Sudermann: Fehlende Fokussierung war sicher ein Thema bei uns. Wir wollten uns lange viele Möglichkeiten offenhalten. Beispielsweise haben wir getestet, ob unser Produkt im Breitensport oder in der Immobilienbranche ebenfalls einsatzfähig wäre. Aber wir mussten uns auf dem Weg eingestehen, dass wir uns rein wegen des Invests auf Marketingebene im ersten Schritt auf einen Produktlaunch fokussieren müssen. Heute wissen wir, dass diese Erfahrungen ein Stück weit dazugehören. Gründer sind meistens Visionäre, aber eben auch Träumer – und das muss ja auch so sein.
VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Sudermann: Ein großer Pluspunkt sind sicher gut entwickelte Märkte in jedem Bereich. Das zwingt Start-ups zu einer guten Performance von der ersten Minute an. Und die macht sich später bezahlt, gerade wenn es dann in internationale Märkte geht. Das größte Manko ist eng damit verknüpft: Hierzulande müssen gute Ideen schnell funktionieren. Die Gefahr fehlender Liquidität ist besonders groß, wenn der Markt umkämpft ist und zusätzlich die Investoren das Risiko scheuen. Beides ist in Deutschland gegeben. Darüber hinaus sind die Fördermittel speziell in unserer Gründungsstadt Köln eigentlich nicht vorhanden.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?
Sudermann: Definitiv, da gibt es einige! Einen sehr guten Draht hatten wir schon während unserer Studienzeit zu den Gründern von 360T, allen voran zu CEO Carlo Kölzer. Da lernt man schnell, was Skalierbarkeit in der Praxis bedeutet. In unserem Investorenkreis haben wir viele Gründer, die uns täglich unterstützen, uns vor Fehlern schützen, sie uns aber bisweilen auch ganz bewusst machen lassen. Solange es kleinere Fehler sind, ist das ja auch nicht schlimm, im Gegenteil.
VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?
Sudermann: Neben der Orientierungslosigkeit auf dem Campus ist eine weitere Inspirationsquelle hinter Talents Connect die Zusammenstellung erfolgreicher Teams im Sport. Insbesondere im Fußball. Entsprechend gehören Kicker- und Spox-App zu meinen ständigen Begleitern, nicht zuletzt aufgrund der rivalisierenden Fangruppen in unserem Office. Da muss man auf dem Laufenden bleiben (grinst). Auch wenn wir selber keine Gastronomie betreiben, blicken wir immer mit einem Auge auf Orderbird – den Jungs sind wir seit ihrer Gründung freundschaftlich sehr verbunden, wir tauschen uns regelmäßig zu den Abenteuern des Gründertums aus. Die klassischen Helfer für unterwegs von den Apps der Deutschen Bahn bis zu MyTaxi machen das Reisen etwas angenehmer.
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?
Sudermann: Wir sind mit unserem Produkt seit Juni 2013 im Umsatz und sammeln jeden Tag wertvolles Feedback unserer Kunden und User ein. Darauf aufbauend optimieren wir jeden Tag. Mittlerweile haben wir ein Stadium erreicht, mit dem wir ausrollen können. Das bedeutet: Wir führen erste Gespräche mit strategischen Investoren und wir steigen noch im Oktober in die Job-Märkte für Schulabgänger und Professionals ein. Darüber hinaus fragen unsere Kunden unsere Lösung in Bezug auf eine White Label-Adaption für das interne Recruiting nach. Uns persönlich reizt auch die frühzeitige Internationalisierung. Aber, wie gesagt, wir haben gelernt, eins nach dem anderen zu tun. Für Anfang 2014 steht unsere „B-Runde“ zur Finanzierung des geplanten Wachstums im unteren siebenstelligen Bereich an. Aktuell starten dazu die ersten Gespräche mit potenziellen institutionellen Investoren, die zu unserem Produkt passen und unsere Vision teilen. Die Wahl des Investors hat folglich auch Auswirkungen auf die weitere Produktentwicklung. Egal welchen Weg wir einschlagen, es wird spannend!
VC Magazin: Danke für das Interview!
Zum Gesprächspartner:
Robin Sudermann ist CEO und Gründer der 22Connect AG. Das Unternehmen betreibt Talents Connect, eine Empfehlungsplattform für Bewerber und Unternehmen.
