Die erste deutsche Venture Capital-Gesellschaft war die 1975 gegründete Wagnisfinanzierungsgesellschaft. Heute gibt es rund 100 Beteiligungsgesellschaften in Deutschland, die in Jungunternehmen investieren. Dazu zählen neben den Venture Capital-Armen großer Konzerne und unabhängigen Wagniskapitalgebern auch öffentliche Investoren wie beispielsweise der High-Tech Gründerfonds. Das sind deutlich weniger als in den USA, dem Mutterland des Venture Capital, und das hat zwei Gründe: Seine Hochzeit erlebte das private Beteiligungskapital hierzulande während der New Economy, damals kamen die meisten Deutschen erstmals in Berührung mit Venture Capital-Gesellschaften. Als die Blase platzte und viele Investoren hohe Verluste zu beklagen hatten, folgte eine Marktsondierung, und viele Beteiligungsgesellschaften stellten ihre Aktivitäten ein. Den zweiten Rückschlag erlebte die Branche mit der Finanzkrise. Seither halten sich aufgrund zunehmender Regulierung institutionelle Investoren wie Banken und Versicherungen mit Investments in Venture Capital-Fonds zurück. Einige Frühphasenfinanzierer konnten keine neuen Fonds mehr realisieren und wandten sich von dem Geschäft ab.
Venture Capital-Markt erholt sich
Seit dem Ausbruch der Finanzkrise haben auch die Investitionen in Jungunternehmen nachgelassen. Wurden im Jahr 2008 noch bei knapp 1 Mrd. EUR investiert, schwankten die Frühphasenbeteiligungen in den darauffolgenden Jahren um die Marke von 700 Mio. EUR. Im Jahr 2012 rutschte das Investitionsvolumen sogar auf rund 520 Mio. EUR ab. Daher wurden die jüngsten Zahlen des Bundesverbandes der deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) für das erste Halbjahr 2013 mit großer Erleichterung aufgenommen: Die Frühphaseninvestitionen in Deutschland legten um 28% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu und kletterten auf 354 Mio. EUR. „Wir hoffen natürlich, dass die jüngste Entwicklung der Beginn einer Trendwende ist. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Jahr 2012 europaweit ein sehr schlechtes Venture Capital-Jahr war“, erklärt BVK-Vorstandsmitglied Wolfgang Seibold, selbst als Wagniskapitalinvestor bei Growth Invest Partner tätig und ehemals Partner bei Earlybird, und fügt an: „Aktuell gehen wir davon aus, in diesem Jahr zumindest wieder ein Volumen von 700 Mio. EUR zu erreichen.“