Welche No-Gos sollten Start-ups bei der Investorenansprache tunlichst vermeiden?
Dr. Ingo Potthof, Geschäftsführer und Managing Partner, UnternehmerTUM-Fonds:
Ich empfehle Gründern, das Gespräch mit den Investoren erst dann zu suchen, wenn das Geschäftskonzept fundiert ausgearbeitet ist. Gründer sollten auch versuchen, den Kontakt zu Investoren über eine persönliche Empfehlung herzustellen. Bei anonymen Anfragen über die E-Mail-Inbox ist die Gefahr groß, dass sie in der Vielzahl der Anfragen untergeht. Ich empfehle, sich in der Diskussion mit Investoren nicht „beratungsresistent“ zu zeigen.
Wolfgang Lubert, Geschäftsführer, EnjoyVenture:
Mit einer Vertraulichkeitserklärung anzufangen, bevor man überhaupt weiß, um was es geht. Auch die Erstansprache über einen Berater empfinden wir als suboptimal.
Jürgen Kosch, Vorstand, MIG Verwaltungs AG:
Wir erwarten ein Team mit unterschiedlichen Kompetenzprofilen, keine Einzelkämpfer. Wichtig ist uns eine auf Vertrauen basierende Einbindung in alle wichtigen Belange des Unternehmens, in der wir als Verbündete des Gründerteams gemeinsam die Wertentwicklung des Unternehmens vorantreiben.
Dr. Marcus Gulder, Leiter Innovation/Venture Capital, Bayerische Beteiligungsgesellschaft:
Businesspläne und Investorenpräsentationen, bei denen auf den letzten fünf Seiten astronomische Unternehmensbewertungen theoretisch hergeleitet werden, sind inzwischen glücklicherweise die Ausnahme – das bleibt für mich ein No-Go bei der Investorenansprache.
Christian Siegele, Partner, Capnamic Ventures:
Epik und komplizierte Theorien sollten unbedingt vermieden werden. Insbesondere beim Erstkontakt sollten Gründer den Reiz ihres Vorhabens kurz und prägnant vermitteln können. Ferner sollten keine utopischen Erwartungen geweckt werden. Es lohnt sich von Anfang an, ehrlich und direkt mit potenziellen Investoren zu kommunizieren.
Dr. Michael Lübbehusen, Vorstand, eCapital entrepreneurial Partners:
Businesspläne von Beratern und unrealistische Planungen und Bewertungsvorstellungen sind Dinge, die bei Investoren nicht gut ankommen. Auch Manager, deren Qualifikationen nicht zum Vorhaben passen, und die übermäßige Verwendung von Fachausdrücken und Angabe unwichtiger Details erhöhen nicht das Vertrauen in ein Projekt oder in das Team.
Bernd Schrüfer, Geschäftsführer, Astutia:
Zu viel Material kann, zum Beispiel wenn es nicht gut strukturiert ist, den Pitch verwässern und damit hinderlich sein. Weniger ist oft mehr. Außerdem sollten Start-ups die Markteinschätzungen und Wachstumsaussichten nicht extrem rosig darstellen, ohne diese Annahmen entsprechend zu begründen. Andernfalls kann eine grundsätzlich gute Idee im falschen Licht erscheinen.
Uwe Bräuer, Geschäftsführer, Genius Venture Capital:
Rundschreiben öffnen keine Türen. Auch geht es nicht darum, optisch aufzufallen, sondern durch die Einzigartigkeit des Konzepts. Dabei ist das Geschäftsmodell in den Vordergrund zu stellen, nicht die Innovation. Wettbewerbsanalysen fallen häufig zu oberflächlich aus und ohne Berücksichtigung von Substituten. In aller Regel ist man eben nicht konkurrenzlos.