M&A-Kolumne von Dr. Hans Bethge, Angermann

Da schreckt es die Beteiligten natürlich, wenn sich atmosphärisch eine Veränderung in der Wahrnehmung des Gegenübers abzeichnet, sei es auch zunächst nur auf politischer Ebene. Aber die mediale Aufmerksamkeit, die der Bespitzelung deutscher Staatsbürger durch die amerikanischen Geheimdienste zukommt, muss sensibilisieren. Ansonsten besteht die Gefahr, dass durch eine zu subjektive Betrachtung der Sachverhalte Schaden auf unterschiedlichsten Ebenen entsteht. Wir alle sollten daher versuchen, den Ball möglichst flach zu halten.

Was ist eigentlich geschehen?

Die US-Geheimdienste haben zweifelsohne ihre Aufgabenwahrnehmung sehr weit interpretiert. Dennoch haben sie, nicht nur ihrem Verständnis nach, lediglich ihren Job gemacht. Die entsprechenden Dienste anderer, auch befreundeter, Länder werden ebenfalls entsprechend recherchieren. Es ist anzunehmen, dass selbst der BND nicht zurückhaltend ist, wenn ein Ausspähansatz im Interesse der Bundesrepublik Deutschland liegt. Bestimmte Grenzen diplomatischen Zusammenlebens zweier befreundeter Staaten sind dabei natürlich einzuhalten und Kritik an etwaigen Fehlverhalten ist selbstverständlich berechtigt. Unser derzeitiges Problem mit den USA liegt allerdings tiefer. Es basiert auf alten Ressentiments, die sich seit dem Vietnamkrieg aufgebaut hatten und eigentlich als überwunden galten. Viel zu schnell werden antiquierte und vermeintlich passende Schablonen gezückt und das Gesamtbild einer ganzen Nation in eine Ecke gerückt.