VC Magazin: Internationale Märkte bieten häufig Waren zu günstigeren Konditionen. Welche Märkte werden in Zukunft besonders relevant sein?
Kerkhoff: Die Märkte sind immer in Bewegung. Deshalb ist es entscheidend zu wissen, in welchen Ländern sich welche Produktionsfortschritte und Gesetzmäßigkeiten entwickeln. Ein Beispiel: China hat in den letzten Jahren maßgebliche Regularien für den Umweltschutz durchgesetzt. Darunter hat die Wettbewerbsfähigkeit des Landes in bestimmten Produktgruppen gelitten, denn Lieferanten in Laos oder Mexico bieten die Waren zu einem günstigeren Preis an. Ein Unternehmen sollte regelmäßig überprüfen, ob es mit seinen aktuellen Beschaffungsmärkten noch richtig aufgestellt ist oder ob es sich lohnt, neue Wege zu gehen. Deshalb sollte man das Gesamtgebilde der Lieferanten in regelmäßigen Abständen untersuchen und hinterfragen.
VC Magazin: Wie vermeidet man Produkte, die nicht nach sozialen Standards hergestellt worden sind?
Kerkhoff: Bei den sozialen Standards geht es darum, dass man sich mit den Gegebenheiten vor Ort auseinandersetzt und keine übertriebenen Niedrigpreisforderungen stellt. Wenn der Lieferant nicht in der Lage ist, sein Produkt zu dem angebotenen Preis zu produzieren, kann das dazu führen, dass die selbst auferlegten Qualitätsstandards in der Kalkulation keinen Platz mehr finden. Ein Beispiel dafür wäre der spanische Weinskandal. Durch die Intransparenz in den Ländern werden sich Skandale auch in Zukunft nicht völlig ausschließen lassen, nur sind die Unternehmen heute darauf bedacht, bei diesen Lieferanten nicht mehr einzukaufen, um den Ruf der eigenen Marke nicht zu beschädigen.
VC Magazin: Unternehmen, die sich visionär mit ihrem Marktumfeld auseinandersetzen, haben folgende Beschaffungsthemen derzeit ganz oben auf der Agenda?
Kerkhoff: Ein Trend liegt in der Verzahnung von Einkaufsstrategien und Marketing. Wenn ein Unternehmen Lieferanten hat, die nicht nur metrische Maßstäbe erfüllen, sondern auch solche, die gerade im gesellschaftlichen Umfeld diskutiert werden, kann das dem Kunden als Alleinstellungsmerkmal vermittelt werden. Das Thema Social Responsibility ist zum Beispiel auch immer Teil der Brand Protection.