VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konntest Du besonders viel lernen?
Pausder: Fokus, Fokus, Fokus. Nicht genug Fokus zu haben, zu viele Dinge gleichzeitig zu probieren kostet immer Geld und Zeit. Und innerhalb eines Teams sollte jeder über seine Stärken kommen. Und grundsätzlich würde ich noch früher richtig gute Leute einstellen. Persönlich bin auch immer bereit dafür Anteile abzugeben.
VC Magazin: Was sind aus Deiner Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Pausder: Ich habe in ziemlich vielen Ländern gelebt und gearbeitet, unter anderem in den USA und in Schweden. Beide Kulturkreise sind erheblich technologieaffiner, was der Offenheit gegenüber tech-getriebenen Geschäftsmodellen und auch der Adaptionsrate von Produkten hilft. Das lässt sich aber nicht per Dekret ändern, sondern muss sich entwickeln. Ich denke, dass wir gerade in Berlin sehr gute Bedingungen haben. Wir kriegen jede Woche Bewerbungen von Entwicklern und Marketing-Experten aus Ländern wie Indien, Pakistan, Italien und Spanien. Junges Talent kommt also gerne nach Berlin. Das ist somit ein riesen Pluspunkt. Genauso wie der Austausch mit anderen Gründern. Förderung ist natürlich immer attraktiv und sicher auch im Durchschnitt gut angelegtes Steuergeld. Aus meiner Sicht haben wir hier aber noch nicht die Balance gefunden, zwischen der Verantwortung des Staats mit Steuergeld verantwortungsbewusst umzugehen und der daraus resultierenden Komplexität von Förderanträgen. Förderanträge binden noch zu viele Ressourcen der Gründer. Auch folgen die mir bekannten Förderprogramme noch zu stark einer Hardware-Logik und definieren Innovation zu sehr in der Logik von herstellenden Unternehmen. Mir ist kein Förderprogramm bekannt, welches sich offen zu Geschäftsmodell-Innovation bekennt. Gerade im Energiemarkt wird es aber diese Form der Innovation sein, welche primär die Effizienzen heben wird. Effiziente Technologien gibt es schon in großer Zahl, nur werden sie nicht angewendet aus Ermangelung von passenden Geschäfts- und Servicemodellen.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Du als Vorbilder oder Idole siehst?
Pausder: Meine Haltung ist da sehr einfach. Ich glaube, dass allen erfolgreichen Gründern eine ausgezeichnete Arbeitsethik und ein wenig Glück gemein ist. Jigar Shah ist da ein gutes Vorbild. Er hat mit SunEdison eine ganze Industrie geschaffen – PV-Dachanlagen zur Erzeugung von selbstgenutztem Strom basierend auf Power Purchase Agreements und einem cleveren Finanzierungsansatz. Das ist heute eine Multi-Milliarden Industrie in den USA. In den Anfangsjahren musste er sein Haus beleihen um an Kapital zu kommen, dann hat ihm Goldmann Sachs den ersten Fonds aufgesetzt. Schlussendlich hat er SunEdison für 320 Mio. USD verkaufen können.
VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Deinem Alltag?
Pausder: Google Drive, hier habe ich alle unsere Dokumente in der Cloud. Shazam, weil ich Musik liebe, mir aber keine Songtitel merken kann. DriveNow, damit komme ich schnell zum Meeting, ohne eigenes Auto. Und LinkedIn, die beste Plattform für Business-Kontakte.
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Dein Start-up und Deine unternehmerische Zukunft aus?
Pausder: Derzeit liegt unser voller Fokus auf dem Erreichen der nächsten Meilensteine: Verkaufte und installierte Einheiten und Conversion Ratio. Deutschland ist ein großer Markt in unserem Segment. Jedes Jahr werden 530.000 Heizungen ausgetauscht. Da haben wir also genug zu tun. Die Schweiz und Österreich sind naheliegende erste Märkte für eine Internationalisierung im zweiten Quartal 2014. Wir haben ein klares Verständnis unseres möglichen Exit-Kanals. Mit Erreichen der Meilensteine im ersten Quartal 2014 werden wir aber zunächst eine Series A für den weiteren Markenaufbau und die Zeichnung weiterer Lieferpartner machen.
Zum Interviewpartner:
Philipp Pausder ist Mitgründer und Geschäftsführer von Thermondo (www.thermondo.de). Zuvor gründete er unter anderem die M&A Boutique Clean Venture.