Im Fall Nürburgring schenkte selbst der Ministerpräsident des Landes Kurt Beck dem schwarzen Schaf Glauben. Wie kann es Betrügern gelingen, bei solch großen Investitionsvorhaben in Millionenhöhe trotz aller Due Diligence-Prüfungen zum Zuge zu kommen?
Es gibt zwei Ursachen dafür, dass solche Affären momentan zunehmen: Betrüger wissen es einerseits auszunutzen, dass einem der potenzielle Partner, immer öfter im fernen Ausland ansässig, zuvor völlig unbekannt ist. Vorgelegte Dokumente sind kaum zweifelsfrei überprüfbar. Verantwortliche lassen sich zu oft vom guten visuellen Eindruck der Unterlagen blenden. Auch das Internet bietet Betrügern neue Möglichkeiten: In Minutenschnelle können sie eine authentisch wirkende Präsenz eines Unternehmens kreieren, Mitarbeiter fingieren oder Netzwerke aufbauen.
Partner, die dem Ruf schaden
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Finanzierungen, Beteiligungen und Übernahmen sorgfältiger überprüft werden sollten als vor Jahren: Die Öffentlichkeit spielt als beurteilende Instanz eine wesentlich größere Rolle. Wenn der neue Partner eine Verbindung zu kriminellen Personen oder Organisationen hat, Menschen ausbeutet oder der Umwelt schadet, wird dies schneller publik gemacht. Die Folge kann eine Welle öffentlicher Empörung sein. Dies wirkt sich auf den eigenen Erfolg aus und schadet der Reputation.
Genaue Hintergrundrecherche
Eine Überprüfung des potenziellen Partners oder Übernahmekandidaten muss daher heute viele verschiedene Aspekte miteinschließen. Sie ist in ihrer Tiefe der Untersuchung mit der klassischen Due Diligence vergleichbar, allerdings ist der inhaltliche Ansatz weiter gefasst. Wirtschaftsermittler nennen eine solche Prüfung „Investigative Due Diligence“. In ihr werden der Ruf des Unternehmens, die das Unternehmen lenkende Personen, die Zusammenhänge zu anderen Firmen, Lieferanten und Kunden betrachtet. Besitztümer werden geprüft, die Firmenhistorie angeschaut und in Mediendatenbanken und Social Media nach Berichten über das Unternehmen und die Angestellten recherchiert. Es wird geklärt, ob Mitarbeiter oder das Unternehmen bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und soziale Standards eingehalten werden. Alle zugänglichen Informationen, wie u. a. Angaben in Broschüren und auf der Webseite, fließen in die Investigative Due Diligence mit ein. Hierbei wird nicht nur der Inhalt der vorgelegten Dokumente auf Vollständigkeit geprüft, sondern auch deren Echtheit. Eine Investigative Due Diligence erhöht nicht nur die Sicherheit, mit ihr lassen sich auch die eigenen Compliance-Richtlinien nachweislich erfüllen.