Tür an Tür mit dem Sixt-Portal Autohaus24 findet man in Berlin-Mitte die Räumlichkeiten von Amorelie. Die Gründerin Lea-Sophie Cramer hat nur den Seitenflügel gewechselt: Vorher war die gebürtige Berlinerin, Jahrgang 87, aufgewachsen im gutbürgerlichen Bezirk Steglitz, beim Gutscheinportal Groupon tätig, die an derselben Adresse sitzen. „Ich war dort fürs Asiengeschäft zuständig, habe 1.200 Leute geführt und den Turnaround von Groupon begleitet“, schildert sie ihren dreijährigen Berufseinstieg. Die Ergebnisse ihrer Arbeit musste sie direkt an Oliver Samwer berichten. Irgendwann traten beim Turnaround-Management drei Dinge in ihr Leben: Groupon lockte seine Kunden zuweilen mit Gutscheinen für Sexspielzeug, auf ihren unzähligen Flug- und Bahnreisen stellte sie fest, dass viele Menschen zum Zeitvertreib das Buch „Shades of Grey“ lasen. Und abends sah sie zur Entspannung die Kult-Serie „Sex and the City“. Eines Tages machte es „klick“ und die Idee von Amorelie – einem sinnlichen Lifestyle-Online-Shop für Sex-Toys und Lingerie – war geboren. Gemeinsam mit ihrem langjährigen Geschäftspartner Sebastian Pollok holte sie mit Paua Ventures aus München, der Otto Capital B.V. mit Sitz in Holland und Brasilien sowie namhaften Business Angels nicht nur aus dem Dunstkreis der Samwer-Brüder Investoren ins Unternehmen, die mit rund 1 Mio. EUR Starthilfe für die Sonoma Internet GmbH gaben, die das Portal Amorelie betreibt.
100 EUR pro Sendung
„Der normale Deutsche ist beim Thema Sexspielzeug eher konservativ“, sagt Cramer und erklärt, wie sie Abhilfe schaffen möchte: „Spielerisch und leicht wollen wir das Liebesspiel in Deutschlands Schlafzimmern bereichern.“ Rund 7.000 Produkte gibt es mittlerweile im Webshop von Amorelie. Cramer: „Eine gesunde Sexualität gehört zum Leben dazu. Wir wollen das Thema Sex-Toys enttabuisieren.“ 60% der Käufer sind weiblich. Männer kaufen das Spielzeug eher ein, um die Paarbeziehung wieder in Schwung zu bringen, der Partnervibrator ist der meistgekaufte Artikel im Online-Shop. Im Durchschnitt liegt das Ordervolumen bei 100 EUR pro Sendung. Der Markt hat den Amorelie-Gründern zufolge Wachstumsvolumen. „Derzeit liegt er bei 2 Mrd. EUR pro Jahr. Er wächst um 35–40% jährlich“, nennt Cramer das Ergebnis ihrer Marktrecherchen und ergänzt: „Dazu kommt noch das Design. Längst geht es nicht mehr nur um phallusähnliche Symbole.“ Die Gründerin denkt noch weiter. Wenn die Produzenten aufgrund der Nachfrage ihre Kapazitäten erweitern sollten, könnte sich Lea-Sophie Cramer vorstellen, dort die Eigenmarke „Amorelie“ produzieren zu lassen. Auch ins Ausland strebt die ehrgeizige Gründerin, im kommenden Jahr soll das Unternehmen in die Schweiz expandieren. Die Präsenz wächst zudem auch offline: Mit Pop-up Stores in Berlin und Hamburg, die jeweils nur 14 Tage geöffnet sind, bringt Amorelie das Konzept ins Einzelhandelsgeschäft. Zum Valentinstag im Februar öffnet ein solcher Laden in München.
Einstieg vom ProSiebenSat.1-Inkubator
Ein Jahr nach dem Start sorgten die beiden Gründer im Januar für einen Paukenschlag. Der ProSiebenSat.1-Inkubator Epic Companies stieg mit einem zweistelligen Millionenbetrag ein. Wertvoll sind vor allem die Media for Equity-Anteile, um über Fernsehspots das Unternehmen noch weiter bekannt zu machen. „Mit diesem starken Partner ergeben sich viele neue Möglichkeiten der Kundenbindung und -gewinnung“, so Cramer. „Wir sind durch die Kombination von Anschubfinanzierung und Medialeistung in der Lage, Amorelie zu einem der führenden Player im Online-Markt zu entwickeln. Dabei wird das Unternehmen stark von unserer Expertise profitieren können“, so Mato Peric, Gründer und Geschäftsführer des erst 2013 gegründeten Inkubators Epic Companies GmbH, der wie Lea-Sophie Cramer dem Zirkel der Samwer-Brüder entstammt. Doch auch die ukrainische TA Venture aus Kiew und die German Startups Group AG vom Frogster-Gründer Christoph Gerlinger begleiten den künftigen Wachstumskurs von Amorelie ebenso wie die Altinvestoren.
Fazit:
Amorelie hat sich rasant zu einem seriösen Online-Händler in der Erotikbranche entwickelt. Der Einstieg vom ProSiebenSat.1-Inkubator Epic Companies zu Jahresbeginn gibt dem Erotikportal einen rasanten Kick nach oben. Nunmehr will man in Deutschland zum Marktführer werden und die bislang härtesten Konkurrenten Orion und Beate Uhse überholen.