Folgt man Branchenstudien (wie beispielsweise denen des High-Tech Gründerfonds) nehmen die Corporates eine stetig wachsende Rolle bei der Finanzierung deutscher Wachstumsunternehmen ein. Um diese Entwicklung wissenschaftlich zu begleiten, sind das VentureCapital Magazin und das Investment Lab Heilbronn, ein Forschungszentrum für Wachstumsfinanzierung, eine strategische Kooperation eingegangen. Eine zentrale Initiative dieser Zusammenarbeit ist die Entwicklung und regelmäßige Messung eines Stimmungsindikators der Corporate Venture Capital-Szene: der CVC Sentiment Index. Bei der ersten Durchführung im vierten Quartal 2013 hat sich eine große Anzahl der Corporate Venture-Einheiten beteiligt. Neben der aktuellen Stimmungslage gaben die CVCs auch Auskunft zur Einschätzung zentraler Erfolgsfaktoren und ihrem Investitionsverhalten.
CVC – ein Modetrend?
Die Entwicklung der Corporate Venture-Szene zu Beginn des 21. Jahrhunderts war bedingt durch finanzielle Ziele der Muttergesellschaften. Beeinflusst durch die Kursentwicklungen am Neuen Markt waren viele Unternehmen daran interessiert, durch Corporate Venture-Aktivitäten junge, innovative Start-ups hochzuziehen und diese an die Börse zu bringen. Doch die großen Gewinne durch IPOs blieben aus. Im Gegenteil: Der neue Markt brach so schnell in sich zusammen, wie er entstanden war. In der Folge verbuchten viele Unternehmen enorme Verluste durch ihre ambitionierten Wagniskapital-Pläne. Der deutsche CVC-Markt kam zum Erliegen. Doch ist die aktuelle Renaissance der Finanzierer mit dieser Entwicklung zu vergleichen? Besteht – wie damals – auch die Gefahr eines durch die positive Entwicklung des Aktienmarkts verursachten Strohfeuers? Wie die Ergebnisse der Umfrage zum CVC Sentiment Index zeigen, ist die aktuelle positive Entwicklung der CVC-Szene keinesfalls mit der vor über zehn Jahren zu vergleichen. Hierfür sprechen einige klare Indizien.
Allgemeine Stimmungslage
Die Vertreter der befragten CVC-Einheiten bewerten sowohl die aktuelle als auch die erwartete Geschäftslage positiv. Die aktuelle Geschäftslage basiert auf der Einschätzung der gegenwärtigen Entwicklung, während die erwartete eine Prognose über die Geschäftsentwicklung in den folgenden sechs Monaten darstellt. Besonders hervorzuheben ist, dass mehr als ein Fünftel der Befragten (23,1%) von einer Verbesserung der eigenen Geschäftslage ausgeht, während die große Mehrheit (61,5%) keine Veränderung erwartet. Lediglich 15,4% der CVC-Gesellschaften erwarten eine Eintrübung (siehe Abb. 1). Um ein besseres Verständnis dafür zu gewinnen, wodurch die Stimmungslage in der CVC Szene beeinflusst wird, wurde parallel die Einschätzung zu zentralen Erfolgsfaktoren – sogenannten Indikatoren der Geschäftslage – erhoben. Besonders auffällig ist, dass bei der Qualität der eingereichten Businesspläne eine positive Entwicklung erwartet wird. Zudem gehen die CVC-Entscheidungsträger davon aus, dass sich die durchschnittliche Investitionssumme erhöhen wird (siehe Abb. 2). Beide Ergebnisse der Befragung decken sich mit dem generellen Trend am Venture-Markt. Aufgrund des Rückgangs des privaten Risikokapitals werden Corporate Venture-Einheiten als eine der primären Finanzierungsquellen von Wachstumsunternehmen angesehen.