Wenn die Aussicht auf das eigene Unternehmen spannender ist als die Karriere in Wissenschaft oder Konzern, bricht der Unternehmergeist durch. Welche Idee sie verfolgen, ob es Vorbilder gibt und aus welchen Erfahrungen sie besonders viel gelernt haben, berichten Entrepreneure im Gründerinterview – dieses Mal Andreas Trinkwalder von enforce Wow.
VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Dein Start-up?
Trinkwalder: Mir macht es großen Spaß, gesellschaftliche Treiber und Trends zu identifizieren und zu beobachten. Mit dem ersten Produkt meines Start-ups enforce Wow, der Looky-Looky App, haben wir das Thema Handyspionage im gesellschaftlichen und privaten Umfeld aufgenommen. Studien und Umfragen zeigen, dass bis 60% der Befragten zugaben, schon mal am Smartphone ihres Partners herumgeschnüffelt zu haben. Aber auch unter Freunden, Geschwistern oder Kollegen ist dies wohl ein weit verbreitetes Phänomen. Die Geräte PIN bietet nicht zuverlässigen Schutz vor fremden Zugriffen, da diese leicht über einen kurzen Schulterblick oder Fingerabdrücke auf dem Display ausfindig gemacht werden kann. Auch bei Verwendung von Apples Touch ID kann man immer noch über den PIN auf das Gerät zugreifen. Mit der Looky-Looky App kann jeder herausfinden, ob Partner, Freunde oder Kollegen in der eigenen Privatsphäre spionieren. Egal, ob man nun was zu verbergen hat oder nicht.
VC Magazin: Wie hast Du die erste Finanzierung Deiner Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Trinkwalder: Die Gründung von enforce Wow und die Entwicklung der Looky-Looky App als iOS Variante erfolgten bisher eigenkapitalfinanziert. Da wir u. a. einen Lean Approach verfolgen, konnte ich die Investitionen und Kosten für den Unternehmensaufbau, die Entwicklung der App und Initialvermarktung bisher selbst tragen. Aufgrund unserer (mittlerweile) ausreichenden Marktakzeptanz für die Looky-Looky App, verfolgen wir nun das Ziel der Internationalisierung, Weiterentwicklungen aus unserem Ideenpool und die Umsetzung auf weiteren Plattformen wie z.B. Android. Für eine beschleunigte Realisierung denken wir nun auch an weitere Finanzierungsmöglichkeiten.
VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?
Trinkwalder: Die emotionale und zeitliche Flexibilität als Unternehmer ist faszinierend und für mich durch nichts zu ersetzen. Bewusst gesetzte schöpferische Phasen bzw. Pausen fernab und frei vom Tagesgeschäft bringen oft nicht erwartete, die besten sowie nachhaltigsten Gedanken und Ideen hervor. In Angestelltenverhältnissen liegt der Fokus oftmals zu sehr auf reinen Büro-Anwesenheiten, Administration, operativem Tagesgeschäft und endlosen Abstimmungsrunden. Wenn du beispielsweise über drei Wochen ein Strategiepapier erstellen sollst, sich dabei die Vorgaben deiner Vorgesetzten fast auf Tagesbasis ändern und in großem Maße von Abteilungs-Politik getrieben werden, wie sollen dabei innovative und kreative Ideen für Kunden und Märkte entstehen bzw. welchen Wert hat der eigene Input? Aus meiner Sicht existieren hier oft nicht mehr zeitgemäße Arbeitsmodelle und Unternehmenskulturen, die weder für die nachhaltige Sicherung eines Unternehmens förderlich noch bei Menschen in Angestelltenverhältnissen motivierend sind. Verlässlichkeit, Begeisterungsfähigkeit und Mut sind für mich wichtige Faktoren. Wenn sich der Lebensweg von Menschen mit gleichem Mindset zum richtigen Zeitpunkt kreuzt, entstehen Ideen und Unternehmen.
VC Magazin: Wenn Du auf Deine bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würdest Du erneut treffen?
Trinkwalder: Der Aufbau der enforce Wow und die Entwicklung der Looky-Looky App entsprechend einem Lean Approach haben sich bisher als absolut zielführend erwiesen.