Vor kurzem bündelte ProSiebenSat1 die vom unternehmenseigenen Beteiligungsarm SevenVentures (www.sevenventures.de) gehaltenen Unternehmen weg.de und ferien.de, Tropo, billiger-mietwagen.de, mydays.de sowie reise.com und wetter.com in der ProSieben Travel GmbH. Damit wurde das erste der aufgebauten Verticals auch nach außen sichtbar.
VC Magazin: Das Portfolio von SevenVentures umfasst in erster Linie E-Commerce-Geschäfte, von Reisebuchungsportalen bis hin zu Fashion. Welche Investmentstrategie steckt dahinter?
van Delden: Wir konzentrieren uns dabei vor allem auf die Bereiche Reise, Mode, Home & Living und digitale Marktplätze. Im Gegenzug zu der Werbepräsenz auf unseren TV-Sendern erhalten wir von den Partnern Unternehmensanteile – Media for Equity – oder eine Umsatzbeteiligung – Media for Revenue Share. Diese Kooperationen sind ganz klaren Kriterien unterworfen. Das Unternehmen sollte grundsätzlich in einem attraktiven Marktsegment tätig sein, gewisse Wachstumsraten vorlegen können und einem B2C-Geschäftsmodell folgen, das massenrelevant ist. In unserem Portfolio finden Sie nur junge Unternehmen, die sich TV-Werbung in der Regel noch nicht leisten könnten. Diesen bieten wir eine Art Anschubfinanzierung und partizipieren im Gegenzug an der gemeinsam geschaffenen Wertschöpfung. Zunehmend gehen wir auch strategische Mehrheitsbeteiligungen ein, etwa im Bereich Travel oder Fashion. Die Unterteilung in diese so genannten Verticals hat den Vorteil, dass wir die Firmen auch untereinander vernetzen können. Wir entwickeln das Geschäft dann gemeinsam mit dem Management der Partnerunternehmen über eine längere Zeitachse weiter.
VC Magazin: Ende letzten Jahres haben Sie mit dem Verkauf von Tirendo an Delticom einen vielbeachteten Exit realisiert, trotzdem gilt die Exit-Situation in Deutschland nach wie vor als schwierig. Wie schätzen Sie die momentane Lage ein?
van Delden: Wir sehen hier aktuell ein gespaltenes Bild: Auf der einen Seite wissen die Unternehmen in den klassischen Märkten, dass sie im Digitalbereich aktiv werden müssen. Die meisten tun sich hier organisch eher schwer und sind so gezwungen, extern zuzukaufen. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass solche Akquisitionen betriebswirtschaftlichen Grundsätzen folgen müssen und so manche Bewertungsvorstellung, die aufgerufen wird, nur sehr schwer abzubilden ist. Wenn die Bewertungen einen realistischen Wert wiedergeben, sind erfolgreiche Exits durchaus möglich.
VC Magazin: Mit Capnamic Ventures ging im Februar letzten Jahres ein Multi Corporate Fonds aus der Print-Branche an den Start. Ist ein solches Vehikel auch für Broadcaster vorstellbar?
van Delden: Bei der Betrachtung des deutschen Marktes sind wir – aufgrund der Reichweite unserer Sender – stark genug, um auch weiterhin selbstständig zu investieren. Im Print-Bereich gibt es viele regionale Akteure, die damit auch nur eine begrenzte Reichweite erzeugen können. Für die macht es Sinn, sich mit anderen Akteuren zusammen zu tun, um eine höhere Abdeckung zu erreichen. In einem zweiten Schritt können wir uns durchaus vorstellen, gemeinsam mit internationalen Partnern eine Plattform zu schaffen, über die digitale Geschäfte gelauncht werden können – gerne auch über die DACH-Region hinaus
Zum Gesprächspartner:
Claas van Delden ist Geschäftsführer von SevenVentures. Vor seinem Engagement bei dem Beteiligungsarm von ProSiebenSat.1 war van Delden unter anderem Holtzbrinck Digital und der Boston Consulting Group tätig.