VC Magazin: Was muss konkret geschehen?
Günther: Der Investitionszuschuss Wagniskapital muss vermehrt in die Köpfe gebracht und bekannter werden. Auch sollte die Steuerfreiheit des IVZ baldmöglichst und rückwirkend geregelt werden. Und ganz wichtig: Wagniskapital der Business Angels muss in Umlauf gehalten werden. Business Angels sollten Veräußerungsgewinne ohne steuerliche Belastung innerhalb eines gewissen Zeitraums wieder in Start-ups investieren können. Zurzeit ist dies nur über den Umweg über eine Beteiligungs-GmbH möglich. Viele Business Angels wollen diesen Weg jedoch nicht gehen, um gerade ihr persönliches Engagement für das Unternehmen deutlich zu machen. Das sollte vom Gesetzgeber gewürdigt werden. Auch die EU-Kommission wird im Rahmen des Förderprogramms „Horizont 2020“ noch im laufenden Jahr Forschungsaufträge zur Analyse der europäischen Business Angels-Märkte in Auftrag geben.
VC Magazin: Abgesehen von der reinen Forschung, was muss die Branche selbst tun, um sich weiter zu professionalisieren?
Günther: Qualifizierung steht ganz oben auf der Agenda: die sogenannte Investment Readiness für Angel-Investoren und Investor Readiness für Kapital suchende Start-ups. Um den individuellen Ansprüchen der extrem heterogenen Zielgruppe zu entsprechen, muss dabei die gesamte Palette der mehr oder weniger formalisierten Qualifizierungsangebote bespielt werden. Diese reicht von Akademieprogrammen, die Wissen strukturiert vermitteln, an Case Studies arbeiten oder in Workshops dialogorientiert Erfahrungen auswerten, über Expertenportale, wie das gerade gestartete BANDtool, in dem 36 Experten kompetent und umgehend online spezifische Fragen beantworten, bis hin zur Veröffentlichung von Musterverträgen. Auch Publikationen wie der von BAND in Kooperation mit dem VentureCapital Magazin herausgegebene „Leitfaden für Business Angels“ tragen zur Professionalisierung des Marktes bei. Der schlafende Riese des privaten Kapitals muss geweckt werden. Wir wollen mehr Menschen dafür begeistern, sich mit Kapital und Know-how an innovativen Unternehmen zu beteiligen und jungen Unternehmen Mut machen, Angel-Investoren und Business Angels-Netzwerke anzusprechen. Dann müssen wir aber auch dafür sorgen, dass sie die erforderliche Professionalität ausbilden können.
VC Magazin: Danke für das Gespräch, Frau Günther!
Zur Gesprächspartnerin
Dr. Ute Günther ist Co-Vorstand des Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND). Der Verband organisiert die deutschen Angel-Netzwerke, betreibt Öffentlichkeits- und Lobby-Arbeit und fördert die Professionalisierung und Forschung der Szene in Deutschland.