Das Spektrum von Sozialunternehmen reicht von reinen Non-Profit-Einheiten bis hin zu profitorientierten klassischen Unternehmen, die im sozialen Bereich tätig sind. Je nach Art der angestrebten Rendite unterscheidet sich auch der Kreis der potenziellen Investoren in Sozialunternehmen: Wird ausschließlich eine soziale Rendite angestrebt, wird das Unternehmen folgerichtig ganz oder überwiegend auf Spenden oder öffentliche Fördermittel angewiesen sein. Steht die finanzielle Rendite im Vordergrund (wie z.B. bei Krankenhausbetreibern oder gewerblichen Fortbildungsunternehmen), steht dem Unternehmer die ganze Breite der privaten und öffentlichen Kapitalmärkte zur Verfügung. Zuweilen mutieren Sozialunternehmen auch im Lauf ihres Lebenszyklus. So ist es z.B. denkbar, dass ein Sozialunternehmer zunächst mit Spenden oder aus Eigenmitteln eine Geschäftsidee entwickelt, diese anschließend z.B. mithilfe von spezialisierten Inkubatoren oder von Ashoka-Stipendien professionalisiert und schließlich als profitables Unternehmen Zugang zu den Kapitalmärkten findet.
Zwischen Philanthropie und Rendite
Noch bis vor Kurzem sahen auch Investoren Philanthropie und gewinnorientierte Investments als getrennte Welten. Besonders deutlich wird dies bei gemeinnützigen Stiftungen, die herkömmlich streng zwischen gewinnmaximierender Anlage des Stiftungskapitals und rein philanthropischer Mittelverwendung durch Spenden und Fördermittel unterschieden haben. Erst seit Kurzem hat sich auch in Deutschland eine hybride Form von Venture-Kapital entwickelt, das gleichzeitig finanzielle und soziale Renditen anstrebt. Zielunternehmen für solche Social Venture Capital-Investoren sind Sozialunternehmen, die einerseits eine starke soziale oder ökologische Wirkung erzielen, andererseits aber langfristig eine positive wirtschaftliche Renditeerwartung haben, wie z.B. die Auticon GmbH in Berlin, die an die speziellen Fähigkeiten mancher Autisten beim Testen von Software anknüpft. Durch ihre beständig hohe Konzentrationsfähigkeit bei sich wiederholenden Aufgaben erzielen autistische Software-Tester besonders niedrige Fehlerquoten, sodass die Dienstleistungen von Auticon für namhafte Software-Unternehmen attraktiv sind. Gleichzeitig wird den betroffenen Menschen ein attraktiver Ausbildungs- und Berufsweg ermöglicht. Ein anderes Beispiel ist die VerbaVoice GmbH in München, die ein weltweit einzigartiges Spracherkennungs- und Sprachdarstellungssystem für Hörgeschädigte nutzbar macht. Hier verbinden sich finanzielle Vorteile für die öffentlichen Kostenträger mit erweiterter Teilhabe der betroffenen Hörgeschädigten am gesellschaftlichen Leben. Beide Unternehmen werden vom Münchner Social Venture Fund als Lead-Investor unterstützt; daneben tätigen häufig öffentliche Investoren wie die KfW oder Bayern Kapital Co-Investments.
Social Venture Capital in Deutschland
In Deutschland sieht man als Finanzierungsgeber von Sozialunternehmen bislang vor allem vermögende Privatpersonen (häufig mit einem unternehmerischen Hintergrund), Banken sowie deutsche und ausländische Stiftungsvermögen. Gerade für Stiftungen können Investitionen in Sozialunternehmen als sogenannte Mission Investing interessant sein. Hierunter versteht man eine Anlage des Stiftungskapitals entsprechend dem Zweck der Stiftung. Die herkömmliche Trennung zwischen Vermögensanlage und anschließender gemeinnütziger Verwendung der Erlöse wird damit aufgehoben. Von öffentlicher Seite sind jüngst die KfW und der Europäische Investmentfonds mit speziell auf Sozialunternehmen zugeschnittenen Investitionsprogrammen hinzugetreten.