VC Magazin: Ist der Beruf des Beteiligungsmanagers heute überhaupt noch eine beliebte Profession?
Nacke: Der Beruf ist nach wie vor attraktiv. Zum einen fordert er eine fachliche Breite, denn neben tiefen Finanz-Kenntnissen ist auch Branchen-Know-how in immer neuen Bereichen gefragt; das ist sehr vielseitig und spannend. Hinzu kommt das sehr professionelle Umfeld: Bestens ausgebildete Köpfe mit internationalem Background arbeiten in schlanken Organisationen zusammen, das motiviert. Interessant ist aber auch die Kompensationskomponente: Auf höheren Positionen partizipiert man direkt von attraktiven Deals, die es ja auch heute nach wie vor gibt.
VC Magazin: Vom Nachfolgeboom im deutschen Mittelstand und den Chancen, die er für Private Equity hat, wird seit Jahren viel geredet, jedoch mangelt es bislang an konkreten Fällen. Woran liegt das?
Nacke: Ich sehe zwei Ursachen: Zum einen tun sich viele Mittelständler sehr schwer loszulassen und verschieben das Thema Nachfolge daher immer weiter nach hinten. Dadurch kommen weniger Nachfolgefälle auf den Markt als prognostiziert. Zum anderen gestaltet sich das Verhältnis zwischen dem deutschen Mittelstand und Private Equity immer noch schwierig. Auch wenn wir über Heuschrecken-Zeiten längst hinaus sind: Ein Unternehmer, der sein Lebenswerk in die Hände von Investoren legen soll, muss schon ein sehr gutes Gefühl dabei haben. Und den Beteiligungsmanagern gelingt es nicht immer, dieses Gefühl zu vermitteln und neben Strategieplänen auch eine emotionale Nähe herzustellen. Das ist jedoch nicht als Generalaussage zu verstehen – es gibt Private Equity-Gesellschaften, die die Nachfolge sehr gut geregelt haben.
VC Magazin: Wo spielen Personalberater im Private Equity-Umfeld sonst noch eine wesentliche Rolle?
Nacke: Berater können in drei Bereichen einen deutlichen Mehrwert bringen: Sie können dabei behilflich sein, Experten aus der jeweiligen Branche eines Portfoliounternehmens zu finden, die als Senior Advisor oder Aufsichtsräte eine operative oder auch beratende Funktion einnehmen. Es sind sehr oft auch diese Personen, die eine Brücke zwischen dem Unternehmen und dem Investor bauen können, Verhandlungen begleiten und so großen Anteil daran haben, dass Deals überhaupt zustande kommen. Der zweite Bereich ist die Besetzung von Geschäftsführerpositionen im Portfoliounternehmen – häufig die des CEOs. Spätestens in der zweiten Hälfte der Beteiligung brauchen Investoren eine Führungsperson, die das Unternehmen konsequent auf den Exit ausrichtet.
VC Magazin: Und der dritte Bereich?
Nacke: Drittens unterstützen Berater oft bei der Besetzung des klassischen CFO-Postens. Hier braucht es erfahrene Personen, die eng mit dem Investor zusammenarbeiten, sie sind quasi dessen verlängerter Arm ins Unternehmen hinein. Es gibt viele Profile mit aktiver Private Equity-Erfahrung, und dennoch ist es eine große Herausforderung, diese Positionen zu besetzen. Denn Beteiligungsgesellschaften müssen heute viel tiefer in die Unternehmen hineingehen und viel operativere Strategien entwickeln, um eine Wertschöpfung zu erarbeiten. Das führt dazu, dass man echte Brancheninsider, die zugleich Private Equity-affin sind, benötigt, und hier wird der Kreis potenzieller Kandidaten oft recht überschaubar.
VC Magazin: Danke für das Gespräch.
Zur Person
Raoul Nacke ist Geschäftsführer der internationalen Executive-Search-Beratung Eric Salmon & Partners, Die Beratung ist spezialisiert auf die Besetzung von Führungspositionen. Nackes Schwerpunkte liegen in den Branchen Industrie, Konsumgüter und Handel, und dort berät er sowohl mittelständische Unternehmen, häufig Private-Equity-finanziert, als auch internationale Konzerne. Zum Tätigkeitsbereich des Experten für Nachfolgeregelungen im Mittelstand sowie in familiengeführten Unternehmen gehören auch die Besetzung von Aufsichtsratspositionen sowie die Beurteilung von Führungskräften.