Warten auf das nächste Spin-off
Vielleicht wird das Geschäft der ausländischen Megafonds nicht komplett am deutschen Mittelstand vorbeilaufen. „Aber 10 Mrd. USD aus einem solchen Fonds müssen natürlich entsprechend allokiert werden, und das trifft im Endeffekt nur auf die deutschen Top 50-Mittelständler zu“, erklärt Torsten Grede, Vorstandssprecher der Deutschen Beteiligungs AG. „Das schafft man nicht mit einem Investment über 10 Mio. EUR.“ Vielleicht gäbe es aber in Einzelfällen spezielle Investitionsstrategien, die auch ein Engagement im deutschen Mittelstand attraktiv machen. Doch würden die meisten „Großanbieter“ lieber auf das nächste Spin-off von Siemens, Telekom und anderen deutschen Großkonzernen warten. „Die Frage ist: Kommen genügend Unternehmen, die den Anlagekriterien der Megafonds entsprechen, auf den Transaktionsmarkt?“, meint BWK-Geschäftsführer Schuler. Schließlich war der diesbezügliche Dealflow in der Vergangenheit weniger stark ausgeprägt. „Und falls die Megafonds davon ausgehen, den deutschen Mittelstandsmarkt im Sturmlauf erobern zu können, besteht, wie es in der Vergangenheit bereits öfter zu beobachten war, die Gefahr, dass deren Investitionsziele nicht aufgehen“, warnt Schuler und verweist auf die Eigenheiten des Mittelstands. Ein weiteres Problem komme hinzu: Was soll ein Unternehmer mit dem Erlös aus einem Verkauf überhaupt tun? „Viele verkaufswillige Unternehmer scheinen zu zögern, da alternative Anlagemöglichkeiten für realisierte Verkaufserlöse zur Zeit wenig attraktiv erscheinen“, sagt Schuler.
Ausblick
Doch sollte der derzeit vorherrschende „Verkäufermarkt“ endlich an Schwung gewinnen, dürften zunächst die etablierten mittelständisch orientierten Private Equity-Anbieter aus Deutschland zum Zuge kommen. Vor allem die Haltedauer (bei der Hannover Finanz können dies laut Hertz-Eichenrode bis zu zehn Jahre sein) kommt vielen Unternehmern entgegen. Das von nicht wenigen anglo-amerikanischen Fonds vorgetragene Motiv der Gewinnmaximierung durch einen Verkauf nach weitaus weniger Jahren schreckt hingegen viele Geschäftsführer ab. Was ihnen wichtig ist und bleibt, ist eine langfristige Partnerschaft auf Augenhöhe, innerhalb derer auch in Zukunft die behutsame Weiterentwicklung des Geschäfts im Mittelpunkt steht. Die pure Lust auf neue Deals oder die Macht, neue Unternehmen zu kaufen (und verkaufen) zu können, die vielerorts den Machern der Megafonds unterstellt wird, passt nicht in dieses Bild. Und so lassen trotz des technologischen Vorsprungs und der Marktherrschaft vieler deutscher Firmen allein die unterschiedliche Anlageziele und Mentalitätsunterschiede ein Zusammenkommen zwischen Megafonds und deutschem Mittelstand mittelfristig wohl eher unwahrscheinlich erscheinen.