Interview: Dr. Fabian Heilemann und Patrice Deckert, Heilemann Ventures

VC Magazin: Der Business Angel-Markt ist groß und unübersichtlich geworden. Wie sehr versteht sich Heilemann Ventures überhaupt noch als Frühphaseninvestor, wie viel Business Angel steckt noch drin?
Deckert: Heilemann Ventures investiert seit September 2011 in Start-ups. Wir haben mit klassischen Business Angel-Tickets angefangen und uns dann weiterentwickelt: Seit Anfang 2013 investierten wir in der Regel sechsstellig und verstehen uns mittlerweile als Seedinvestor. Nichtsdestotrotz – und das beantwortet die Frage – haben wir nach wie vor den Anspruch, unsere Portfoliounternehmen aktiv zu unterstützen. Insofern steckt also in der Tat noch Business Angel in uns.

VC Magazin: Klafft Ihrer Meinung nach eine Lücke zwischen Early Stage-Finanzierern und großen Investoren wie z.B. den klassischen Venture Capital-Gesellschaften?
Deckert: Ja, wir haben beobachtet, dass insbesondere im Bereich Series A in Richtung B tatsächlich ein unterproportionales Kapitalangebot herrscht: der sogenannte Serie A-Crunch. Ab der Series B sind hingegen internationale Investoren tätig, die auf der Suche nach Kapital angesprochen werden können. Aber diese Einschätzung des Kapitalmarktes teilen nicht alle. Es gibt durchaus auch Akteure, welche die Existenz eines Series A-Crunchs nicht sehen.

VC Magazin: Woran liegt es, dass die Wahrnehmungen hier soweit auseinander gehen?
Deckert:  Ich denke, es hängt vor allem davon ab, welches Geschäftsmodell das kapitalsuchende Unternehmen hat. E-Commerce-Unternehmen ziehen andere Investoren an und bedienen eine andere Nachfrage als beispielsweise Deep Tech-Unternehmen.
Heilemann: Insgesamt stellen wir auch fest, dass das durchschnittliche Maß an Professionalität und spezifischem Branchenverständnis speziell bei Frühphaseninvestoren abgenommen haben. Bis vor einigen Jahren haben wir das Ökosystem als sehr gesund wahrgenommen. 50 bis 80 versierte Angels aus der digitalen Wirtschaft haben Seedinvestitionen getätigt. Heute sind hunderte Angels im Markt aktiv. Auch Branchenfremde finden es zunehmend attraktiv, in Start-ups zu investieren – direkt oder über Crowdinvesting-Portale. Auf die Series A-Finanzierung hingegen fokussieren sich in Deutschland seit vielen Jahren kaum mehr als zehn Player. Auch deshalb ist die Series A für die nächsten drei bis fünf Jahre unser Sweet Spot. Hier kommen nur die besten Unternehmen an und hier sehen wir für uns das beste Chance-Risiko-Verhältnis, um als Investoren erfolgreich zu sein.