VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konntet Ihr besonders viel lernen?
Dennis: Wahrscheinlich würden wir heute zwei Dinge anders machen. Erstens würden wir heute sicherlich nicht mehr von Anfang an mit einer iOS und Android App starten, sondern uns auf eine Plattform fokussieren. Das war einfach für ein so kleines Team zu viel Aufwand, der uns zeitweise ausgebremst hat, jetzt ist es aber natürlich schön beide Plattformen bedienen zu können und wir sind immer noch besonders stolz darauf, dass wir eine Lösung gefunden haben, damit iPhone und Android miteinander sprechen. Zweitens würden wir unseren Fokus am Anfang nicht mehr auf Deutschland legen. Zwar ist Deutschland nach den USA der für uns zweitgrößte Markt, trotzdem haben wir hier aber 80 Millionen weniger potenzielle Kunden als in den USA. Hinzu kommt, dass Amerikaner grds. neuen Produkten gegenüber sehr offen eingestellt sind und gerne etwas Neues ausprobieren. Das gilt sowohl für unsere Nutzer als auch für potenzielle Investoren.
VC Magazin: Wie wichtig ist Eurer Meinung nach das Thema Datenschutz– auch vor dem Hintergrund des NSA-Skandals – und wie begegnet Ihr mit MoID möglichen Vorbehalten aus dieser Richtung?
Dennis: Wir haben das Thema Datenschutz von Anfang an sehr ernst genommen, natürlich auch schon vor dem NSA-Skandal. Aber logischerweise werden wir jetzt erheblich öfter damit konfrontiert. Bei uns werden sämtliche Daten nach Industriestandards verschlüsselt und keinesfalls an Dritte weitergegeben. Ebenso werden sämtliche lokale Daten nach einer Woche wieder gelöscht. Grundsätzlich versuchen wir Vorbehalten sehr verständnisvoll und offen gegenüberzutreten, und freuen uns tatsächlich über jede Frage, die wir dahingehend beantworten können. Im Endeffekt haben wir nur eine Chance wenn die Nutzer uns vertrauen und das können wir nicht aufs Spiel setzen.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Ihr als Vorbilder oder Idole seht?
Phillip: Da es für Netzeffektprodukte anfangs immer etwas schwieriger ist, bewundern wir besonders die, die es geschafft haben eine kritische Masse von Nutzern aufzubauen, ohne dafür Millionenbeträge ins Marketing gesteckt zu haben. Aus Deutschland sind das für uns Lars Hinrichs als Gründer von Xing und Ijad Madisch, der CEO von ResearchGate. Beide würden wir auch sehr gerne einmal kennenlernen.
VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Eurem Alltag?
Dennis: Evernote, Yelp, WhatsApp, DriveNow und natürlich MoID
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Euer Start-up und Eure unternehmerische Zukunft aus?
Phillip: Wir werden MoID personell verstärken, um auf der einen Seite unsere App schnell noch attraktiver für unsere Nutzer zu machen und auf der anderen Seite die App besser zu vermarkten, also neue Nutzer zu bekommen. Dies wird punktuell mit kleineren, lokalen Marketing-Aktionen unterstützt. Mittelfristig planen wir ein Büro im Silicon Valley zu eröffnen, da ein Großteil unserer Nutzer jetzt schon aus den USA kommt. Außerdem wollen wir für mögliche Investoren präsent sein. Meine Zukunft geht damit zum Glück einher! 😉
Zu den Gesprächspartnern:
Phillip Bellé ist gebürtiger Kölner und kam zum BWL-Studium an der LMU nach München. Neben einem Auslandssemester an der UCLA sammelte er während des Studiums Erfahrung in Praktika und einer langjährigen Tätigkeit bei der HypoVereinsbank. In der MoID GmbH ist Phillip als Geschäftsführer für die betriebswirtschaftlichen Aufgaben zuständig. Dr. Dennis Pagano hat an der TU München Informatik studiert und in Software Engineering promoviert. Dabei untersuchte er menschliche Faktoren in der Softwareentwicklung, mit Fokus auf User Involvement, insbesondere für mobile Plattformen. Bei MoID ist Dennis für die Produktentwicklung verantwortlich und koordiniert dabei die Realisierung von mobilen Apps und Backend.