VC Magazin: Trotz AIFM-Steueranpassungsgesetzt – erst am 29. April wurde ein neues BMF-Schreiben dazu verbreitet – werden die Rahmenbedingungen für deutsche Private Equity-Fonds im europäischen Kontext noch immer als Hemmschuh gesehen. Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern?
Volhard: Ein großer Hemmschuh ist sicherlich die Umsatzsteuer auf die Management Fee, die eben schon von Herrn Veith angesprochen wurde. Hier sind deutsche Private Equity-Fonds deutlich im Nachteil im europäischen Vergleich. Neben die deutschen Rahmenbedingungen sind zudem in den letzten Jahren auch die europäischen Entwicklungen getreten, die sich auf das Fundraising für Private Equity-Fonds allgemein auswirken. So ist Solvency II ein großes Thema, weil hier europäische Versicherungen im Hinblick auf Private Equity-Anlagen so hohe Kapitalunterlegungspflichten auferlegt werden, dass Private Equity-Fonds hier z.B. neben Debt-Fonds konkurrieren müssen. Für Pensionskassen und Versorgungswerke gilt Solvency II zum Glück nicht.
VC Magazin: Was bedarf es an Rahmengesetzgebung, um den Fonds-Standort Deutschland im europäischen Vergleich attraktiver zu machen?
Veith: Steuerlich gesehen ist die fehlende Planungssicherheit ein großes Problem. Vielleicht ist es zum Teil auch ein Wahrnehmungsthema, wir haben eine mindestens 25-jährige Praxis zum Thema Abgrenzung privater Vermögensverwaltung vom steuerlichen Gewerbebetrieb. Die private Vermögensverwaltung führt dazu, dass es steuerlich transparente Personengesellschaftsstrukturen gibt und damit eine Besteuerung der Investoren immer nur auf ihrer Ebene in Übereinstimmung mit ihren steuerlichen Merkmalen stattfindet. Der Steuerausländer, der sich an einem deutschen Fonds beteiligt, versteuert seine Gewinne und Erträge in seinem Ansässigkeitsstaat; er möchte aber nicht zusätzlich in Deutschland beschränkt steuerpflichtig werden und hier eine Steuererklärung abgeben müssen. Das wäre auch im internationalen Vergleich völlig unüblich. Entscheidend dafür ist, ob der Fonds privat vermögensverwaltend oder gewerblich ist. Es gibt in einigen Bundesländern immer wieder das Bestreben seitens der Finanzverwaltung, schärfer anzupacken und mehr Fonds der Gewerblichkeit zuzuordnen. Das ist in der Praxis nie passiert, aber immer ein Damoklesschwert, das über den Fonds schwebt. Es wäre wichtig, hier mehr Klarheit und Rechtssicherheit zu bekommen. Das zweite Thema ist die Umsatzsteuer auf Management Fee: Sie führt zu einer wirtschaftlichen Schlechterstellung im Vergleich zu allen relevanten Fondsstandorten.
VC Magazin: Sie begleiten und beobachten das Fundraising vieler deutscher Fonds. Wie schwer wiegen die Rahmenbedingungen bei der Überzeugung der Limited Partner oder wird dieser Punkt oftmals auch nur vorgeschoben?
Volhard: Die Rahmenbedingungen, die Herr Veith gerade genannt hat, spielen sicher eine Rolle. Ansonsten ist aufsichtsrechtlich mit der EU-Regulierung in gewisser Weise eine Angleichung erfolgt und eine Harmonisierung auf EU-Ebene eingetreten. Die europäischen Manager unterliegen nun im Grundsatz alle vergleichbaren Anforderungen. Dies kann tatsächlich auch ein Gütesiegel sein und auch vor weiterer Regulierung schützen. Wir beobachten wieder ein steigendes Interesse an der Anlageklasse Private Equity. Für die Zukunft würde ich daher keine negative Prognose erstellen. Was die weniger guten Ergebnisse in der Vergangenheit betrifft, muss man sehen, dass es in den letzten Jahren mehr Konkurrenz gab, insbesondere aus Luxemburg. Ich sehe das aber nicht als problematisch an; vielmehr denke ich, dass es wichtig ist, grenzüberschreitende Strukturen zu ermöglichen, um es den Fondsinitiatoren zu ermöglichen, den Anliegen der oftmals sehr internationalen Investorenbasis Rechnung zu tragen.
Veith: Wir sehen eine Entwicklung hin zu stärkerer Konsolidierung, zu größeren Organisationen und Teams. Bei einigen deutschen Fonds war man mit kleineren Einheiten unterwegs – das mag zunehmend auch ein Thema sein. Umgekehrt gibt es gerade im Mid Market- und Buyout-Bereich eine Reihe extrem erfolgreicher inländischer Fonds. Neben den steuerlichen und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen, die das Leben sicherlich nicht einfacher machen, scheint es oft auch ein Thema der Assetklasse zu sein, die gerade gefragt ist.