VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konntest Du besonders viel lernen?
Helge: Eindeutig, sich nicht auf die falschen Leute zu verlassen. Um mit einem Projekt erfolgreich durchstarten zu können, braucht man verlässliche Partner. Gerade in der Anfangszeit, in der die Risiken und Aufgaben nicht auf viele Köpfe verteilt werden können, muss das Team passen und zusammen stehen.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Du als Vorbilder siehst?
Helge: Vorbilder gibt es mehrere, ich möchte aber keinem von ihnen „blind“ folgen und alles genau so machen, schließlich will man keine Kopie von irgendjemandem sein, denn eine Kopie ist niemals etwas neues. Steve Jobs ist sicherlich ein Vorbild, da er ein „Geht nicht“ nie akzeptiert hat. Seine Herangehensweise versuchen wir mit Baudetail auch umzusetzen – Sobald eine Idee zur Verbesserung eines Prozesses aufkommt, wird geknobelt, wie diese umzusetzen und zu realisieren sei. Für das „Wie“, sehe ich den Gedanken des kürzlich verstorbenen Dr. Reinfried Pohl als Leitmotiv: „Erfolg hat man nur gemeinsam, niemals alleine“. Denn selbst der größte Vordenker wird seine Entscheidungen nie durch ein kritisches „Warum“ hinterfragen.
VC Magazin: Was sind aus Deiner Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Helge: Die Immobilienbranche ist in Deutschland fest etabliert und zeigt gute Wachstumsraten auf. Dies sieht in anderen Ländern Europas ganz anders aus. Deshalb legen wir auch unseren Schwerpunkt in der frühen Entwicklungsphase auf den deutschen Markt, der uns als junges Unternehmen einen direkten Zugang ermöglicht. Deutschland zeichnet sich ebenfalls durch hochausgebildetes Personal und den Zugang zu anderen, jungen Unternehmen, beispielsweise aus der Medienbranche, aus. Das größte Manko für junge Unternehmen besteht in dem fehlenden Vertrauen bei Dienstleistern, die uns ihre Dienstleistungen/Produkte z.B. nicht auf Rechnung, sondern nur gegen Vorauszahlung anbieten oder persönliche Sicherheiten verlangen. Dies wird sich aber mit Sicherheit im Laufe der Zeit normalisieren.
VC Magazin: Welche Fortschrittsmöglichkeiten siehst Du in den nächsten Jahren für Industrie 4.0 in Deutschland?
Helge: Ich denke, dass wir in Deutschland durchaus über die Ressourcen verfügen, um die „Smart Factory“ zügig umzusetzen – Genau das tun wir mit dem Baudetail Projektraum. Wir vernetzen alle am Bau und später in der Verwaltung beteiligten Personen miteinander in einem System. An den vielen innovativen Start-Ups in Deutschland sieht man zudem, dass es nicht an Ideen und Lösungen mangelt. Wir erleben allerdings, dass hier auf Kundenseite noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist. Nicht zuletzt seit den Aufklärungen im Zuge des NSA-Skandals besteht ein sehr großes Misstrauen gegenüber Cloud-Systemen und der Vernetzung von Prozessen. Ein wichtiger Schritt zur Industrie 4.0 ist meiner Ansicht nach daher, Vertrauen durch hoch sichere Systeme zu schaffen, erst dann werden die Systeme auf breite Akzeptanz stoßen und schnell Einzug in unser tägliches Leben erhalten.