Als Berlinerin fest in der Stadt verwurzelt
Richter ist in Berlin geboren und hat die Stadt, zu ihrem eigenen Bedauern, bislang noch nie für einen längeren Zeitraum verlassen. Sogar während des Studiums der Wirtschaftspädagogik blieb sie in Berlin. Abenteuer ist eben nichts so ihr Ding. Dennoch hegt sie eine gewisse Sehnsucht, doch einmal aus der Hauptstadt herauszukommen. Amerika, ja. Lieber noch Australien! Immerhin hat sie es kurz vor der Gründung wenigstens drei Wochen über den großen Teich geschafft. Das Ziel: Cambridge. Doch statt des American Way of Life waren die Wochen vollgepackt wie ein ganzes Studium. Gleichzeitig ist sie aber auch froh, so heimisch in Berlin zu sein. Neugierig beobachtet sie die Veränderungen in der Stadt und erinnert sich dabei auch an die einstigen Schmuddelecken, noch ehe sie Hotspot der aufstrebenden Start-up-Szene wurden. Wie verwurzelt sie an vielen Stellen ist, zeigt auch die Tatsache, dass sie seit über zehn Jahren noch immer in ihrer Altbauwohnung in Prenzlauer Berg lebt. Während sich um sie herum alles verändert, hält sie mit ihrem Nachbarn gern die Stellung. „Mit ihm treffe ich mich gelegentlich auf einen Schnaps am Abend“, erzählt sie.
Modestrecken nur für den richtigen Zweck
Richter scheint sich in vielen Dingen einfach ein bisschen davon abzuheben, was die Gründerszene in Berlin sonst ausmacht. Man sieht sie seltener auf Veranstaltungen und in die sogenannten Gründerzirkel besucht sie gezielt und ausgesucht. Auch mit den anderen Frauen in der Szene ist sie nicht mehr vernetzt, als mit ihren männlichen Kollegen. Sich als Gründerin mal für eine Modestrecke fotografieren lassen? Da lacht sie zunächst und überlegt dann lange, ehe sie antwortet: „Ja, warum nicht. Wenn es der Sache dient und mehr Frauen dazu bewegen würde, über die Möglichkeit einer eigenen Unternehmerkarriere nachzudenken.“ Die Unternehmerin möchte Frauen Mut machen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Und damit auch scheitern zu dürfen. Frauen müssten erkennen, worin sie wirklich stark sind, wo die eigenen Fähigkeiten sind. Verstecken, nein, warum?
Für mehr Frauen in Unternehmen
Sie selbst fühlt sich in der Männerdomäne Start-ups daher gleichberechtig und fordert ein, was sie erreichen möchte. Von Geschlechterrollen lässt sie sich nicht abschrecken. „Natürlich nehme ich es wahr, dass ich nur eine von wenigen Frauen im Business bin, aber das bin ich gewohnt, seit ich berufstätig bin“, sagt sie selbstbewusst. Sie würde gerne mehr Frauen in ihrem Umfeld erleben, denn sie glaubt an „die gute Mischung aus beiden Geschlechtern. Der weibliche Touch täte vielen unternehmerischen Entscheidungen einfach gut.“ Wann immer es ihr voller Terminkalender daher zulässt, stellt sie sich auch als Speaker auf Veranstaltungen aufs Podium und berichtet von Zielen, die sie als Gründerin von Adspert auch zukünftig noch hat. Auch für das eigene Unternehmen wünscht sie sich mehr Frauen. Gut 30% der Mitarbeiter sind weiblich. Keine schlechte Quote, aber eine Programmiererin hat Stephanie Richter zu ihrer eigenen Enttäuschung aber immer noch nicht gefunden.