VC Magazin: Unter anderem mit immatics, Brain, Ganymed und Affiris haben Sie hoch gehandelte Unternehmen im Portfolio. Sehen wir in diesem Jahr noch ein IPO aus Ihrem Portfolio?
Motschmann: Wir arbeiten permanent an unserer Portfoliostruktur. Dazu gehört auch, dass wir uns über Exits intensiv Gedanken machen. Die von Ihnen genannten Unternehmen, aber auch andere, sind in ihrer Entwicklung schon sehr weit und besitzen die Reife für einen Exit. Wir suchen aber bei allen unseren Portfoliounternehmen den idealen Moment für eine Veräußerung oder Weitergabe, von daher sind konkrete Prognosen zu Einzelunternehmen natürlich schwierig. Auch den Weg eines IPOs in den USA ziehen wir in Erwägung.
VC Magazin: Sie sind einer der größten deutschen Investoren in Life Sciences, zwei Drittel Ihrer insgesamt 27 Portfoliounternehmen entstammen den Lebenswissenschaften. Bleiben Sie Ihrer Branchengewichtung treu?
Motschmann: Nichts ist in Stein gemeißelt, gerade wenn ein Geschäftsmodell wie das der MIG AG darauf fußt, junge Unternehmen in der frühen Phase zu begleiten und sie dann aber auch in einem späteren Stadium in eine andere Organisationsform zu überführen. Grundsätzlich fühlen wir uns jedoch mit unseren Standbeinen Biotechnologie, Cleantech, hardwarebasierte Informationstechnologie und Medizintechnik wohl. Wir besitzen in diesen Feldern inhouse und aufgrund unseres Netzwerkes eine hohe Kompetenz. Dieses Wissen ist Grundlage für die richtige Auswahl von Beteiligungsunternehmen und deren professioneller Begleitung.
VC Magazin: Sie verwalten aktuell rund 1 Mrd. EUR, in erster Linie von Privatanlegern. Aktuell stehen mit Etkon, CorImmun und Ident Technology drei Exits via Trade Sale zu Buche. Wie viele Exits werden es Ende 2015 sein?
Motschmann: Ein Teil des von Ihnen genannten Committed Capital steht erst in den kommenden Jahren zur Investition zur Verfügung. Unabhängig davon ist unser Geschäftsmodell natürlich darauf ausgelegt, erfolgreiche Exits zu generieren. Wir erwarten in dem von Ihnen angesprochenen Zeitraum mehrere Transaktionen, die aber nicht alleine von uns und unserem Willen abhängen. Eine genaue Zahl oder um welche Kandidaten es sich letztlich handelt, kann ich Ihnen aber natürlich nicht nennen. Wir freuen uns darauf, Sie im konkreten Fall zu überraschen.
VC Magazin: Durch das neue AIFMG werden Publikumsfonds neuen Regularien unterworfen. Welche Auswirkungen sehen Sie für die MIG Fonds?
Motschmann: Ich sehe die zwei Seiten der neuen Regularien für Publikumsfonds. Die eine Seite bezieht sich auf den hohen bürokratischen Aufwand, den wir als letztlich doch relativ kleine Organisation bewältigen, um den Anforderungen des Gesetzgebers gerecht zu werden. Wir arbeiten hart an diesen Prozessen, die notwendig sind, um die entsprechende BaFin-Gestattung zu erhalten. Die andere Seite ist, dass die hohen regulatorischen Hürden in dem Fondsmarkt die Spreu vom Weizen trennen werden. Die dann am Markt arbeitenden Kapitalverwaltungsgesellschaften sichern dem Anleger ein hohes Maß an Seriosität und Professionalität. Die Umfirmierung der AWAG in HMW Innovations AG steht in keinem Zusammenhang mit dem neuen AIFMG, sondern ist Ausdruck der Weiterentwicklung dieses Unternehmens.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Motschmann.
Michael Motschmann ist Vorstand der MIG AG, die die für Privatanleger konzipierten MIG Fonds managt.