VC Magazin: Wie würden Sie das Jahr 2014 hinsichtlich der Marktstimmung für erfolgreiches Fundraising einordnen?
Pauls: Grundsätzlich lässt sich ein Aufwärtstrend feststellen. Hinzu kommt, dass sich der Fundraising-Prozess fundamental verändert und professionalisiert hat. Früher initiierte man den Prozess kurz vor Ablauf der Investmentperiode des bestehenden Fonds. Heutzutage ist es fast fatal, sich auf die bestehende Investorenbasis zu verlassen, und zwar unabhängig von der Performance des jeweiligen Managers. Investoren reduzieren die Anzahl ihrer Investments weltweit; eine fehlende, hohe Re-up-Rate ist daher insgesamt wahrscheinlicher, andererseits aber auch kein Makel mehr. Fundraising hat sich klar zum permanenten Business entwickelt, und professionelle Investor Relations sind absolut erforderlich.
VC Magazin: Aus welchen Ländern und Regionen kommt das Kapital für deutsche Beteiligungsfonds?
Pauls: Für viele GPs wird eine geografisch und institutionell diversifizierte Investorenbasis zunehmend wichtiger. Investoren aus Asien, MENA und USA signalisieren hierbei insbesondere an deutschen Fonds großes Interesse, und zwar sowohl im Buyout- als auch im Venture Capital-Bereich. Relativ neu ist jedoch auch die deutliche Zunahme an deutschen Investoren, die in heimische Fonds investieren wie z.B. Versorgungswerke sowie Versicherungen, die ihre Kapitalanlagestrategie entsprechend ausgeweitet haben. Als strategisch, also nicht nur performanceinteressiert, sind besonders große asiatische Investoren hervorzuheben. Gerade in China werden zurzeit Lockerungen in der Investitionsfähigkeit vieler Staatsunternehmen in internationale Private Equity-Fonds umgesetzt und ich erwarte, dass Deutschland auch hier im Fokus des Interesses liegen wird.
VC Magazin: Sehen Sie viele First Time-Fonds im Markt und wie schätzen Sie deren Chancen ein?
Pauls: Die Anzahl der First Time-Fonds ist in den letzten Monaten deutlich gestiegen – sowohl im Buyout- als auch im Venture Capital-Bereich. Die meisten dieser Teams werden meines Erachtens problemlos zum Zeichnungsschluss gelangen, da sie bereits über eine erfolgreiche, gemeinsame Investitionshistorie verfügen. Viele Investoren sehen den doch im internationalen Kontext sehr übersichtlichen deutschen Private Equity-Markt im Vergleich zum Bruttosozialprodukt als Chance für gute neue Manager und werten den frischen Wind, den diese neuen Fonds in den Markt bringen, als für die Region insgesamt positiv.
VC Magazin: Welche Rechtsform wählen Fondsvehikel derzeit bevorzugt?
Pauls: Es kommt bei der Fondsstrukturierung natürlich immer auf eine Vielzahl von Faktoren an, aber bei rein deutschen Managern sehen wir die KG nach wie vor als grundsätzlich bewährt an. Natürlich hat auch Luxemburg mit der nun gut funktionierenden SCS ein alternatives Vehikel, ebenso wie die angelsächsisch geprägten Fondsmodelle. Aber es kommt bei der Rechtsform natürlich auf viele weitere Aspekte wie die praktische Handhabe, Flexibilität etc. an. Vor diesem Hintergrund ist für viele Manager die KG eine gut funktionierende Struktur, auch wenn die Rahmenbedingungen, unter denen deutsche Teams generell operieren, im internationalen Vergleich sehr herausfordernd sind. Die Struktur sollte jedoch beim Fundraising nie im Vordergrund stehen – es geht stets um das Team und die Investment Story sowie den intelligenten Aufbau des Fundraising-Prozesses.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Frau Pauls.
Sonya Pauls ist Partnerin im Münchener Büro der Sozietät King & Wood Mallesons SJ Berwin. Sie ist spezialisiert auf die Beratung von nationalen und globalen Private Equity- und anderen Fonds, Alternative Assets, Incentivierungsstrukturen sowie auf die Beratung von institutionellen Investoren.