VC Magazin: Wie lautet Ihre Definition von Industrie 4.0?
Büsterfeld: Während M2M – Machine to Machine-Kommunikation eine Basistechnologie zur Erfassung und Übertragung von Daten darstellt, steht der Begriff „Internet of Things“ für die zielgerichtete Kommunikation zwischen mehreren Teilnehmern, inklusive der notwendigen Verarbeitung und Systematisierung der Daten. Mit der Dezentralisierung in der Prozesssteuerung gewann auch die M2M-Kommunikation an Bedeutung. Industrie 4.0 bringt darüber hinaus noch das „Internet of Things and Services“ in die Prozesslandschaft und ermöglicht hierdurch neue innovative Geschäftsmodelle.
VC Magazin: In welchen Teilbereichen sehen Sie besonders großes Potenzial?
Büsterfeld: Die Messtechnik ist in unseren Augen einer der entscheidenden Faktoren in der Prozessoptimierung. M2M ermöglicht mit den verfügbaren Technologien die Integration von Messtechnik in die Prozesslandschaft. Die größten Herausforderungen bestehen meiner Ansicht nach in der Definition von Standards, wie z.B. für Schnittstellen und Daten sowie der Daten- und IT-Sicherheit.
VC Magazin: Was werden in Ihren Augen die signifikantesten Ausprägungen von Industrie 4.0 im Jahr 2025 sein?
Büsterfeld: Industrie 4.0 wird ihr Potenzial nur dann voll entfalten, wenn neue Geschäftsmodelle und internetbasierte Dienste kombiniert werden.Gerade in prozessübergeordneten Bereichen werden Konzepte aus der Informations- und Kommunikationstechnik, wie Software as a Service oder Cloud-Lösungen, zu einer völlig neuen ERP-Nutzung und Geschäftsmodellen führen. Ein naheliegendes Beispiel sind Fabrikhallen, in denen die Vernetzung von Maschinen, Werkzeugen, Einzelteilen und Ressourcen weitgehend selbstorganisierende Fertigungsprozesse ermöglicht und so die Effizienz und Flexibilität der Produktion erhöht.Ich bin davon überzeugt, dass die interaktive Vernetzung der Produktion zu einer aktiven und autonomen, selbstorganisierten Produktion führt und zum Bestandteil unternehmensübergreifender Geschäftsprozesse wird.
VC Magazin: Sie haben mit der mic sense AG eine eigene Themenholding gegründet. In welchen Ihrer Portfoliounternehmen spiegelt sich das Thema Industrie 4.0 wider?
Büsterfeld: Mit der SHS Technologies GmbH haben wir z.B. ein Unternehmen im Portfolio, das mit seiner Technologie und Systemlösung der „Keimzelle“ der strategischen Ausrichtung von mic sense AG entspricht. SHS verfügt mit ihrem Speed Optical Analyzer über ein messtechnisches System, welches im unmittelbaren Fertigungsprozess in Bandgeschwindigkeit eine optimale Erfassung von Werkstoffkennwerten, Geometrieerkennung und somit die Detektion verschiedener Fehlerbilder auf metallischen Oberflächen ermöglicht.
VC Magazin: Wie stark werden Sie das Thema im Gesamtkontext Ihrer Investments künftig adressieren?
Büsterfeld:Die mic sense AG konzentriert sich bei ihren Investments auf Technologien, die die datenbasierte Optimierung von Prozessen, die nahtlose Durchgängigkeit auf der Hard- und Software-Seite sowie der interaktiven Kommunikation für zentrale und dezentrale Systemwelten, sicherstellt. Wir fokussieren uns hierbei auf Unternehmen, die mit ihren Technologien und Lösungen dem „Internet für die Industrie“ gerecht werden. Auch definiert mit dem Begriff „Cyber-Physical Systems“. Mic sense AG wird demnächst auch einen neuen Namen erhalten, welcher die Fokussierung auf den Megatrend Industrie 4.0. noch klarer erkennen lässt.
VC Magazin: Herr Büsterfeld, vielen Dank für das Interview.
Berndt Büsterfeld ist Vorstand der mic sense AG und in besonderem Maße für den Bereich Business Development verantwortlich. Der Technologie- und Vertriebsexperte war zuvor für die Lapp Group, die Wago GmbH sowie die Sartorius AG tätig.