VC Magazin: KKR hat bereits in der Vergangenheit wiederholt in Wachstumsunternehmen investiert. Welche Überlegungen stehen hinter der Bündelung der Aktivitäten?
Schönefelder: Unsere bisherigen Wachstumsinvestitionen hatten eine Größenordnung von mehr als 150 Mio. USD Equity angesiedelt und wurden daher aus unserem Private Equity-Fonds getätigt. Fotolia und BMG Rights Management waren internationale Rollouts, wohingegen wir beispielsweise bei Scout24 Schweiz internationales Know-how aus dem Bereich Online-Classifieds in die Schweiz bringen. Bislang hatten wir aber keine eigene Plattform, um kleine und mittelgroße Wachstumsinvestitionen in einer Bandbreite von 10 bis 90 Mio. USD realisieren zu können. Aufgrund unserer positiven Erfahrungen in unserem Large Cap-Portfolio und den Möglichkeiten, die wir im Growth-Segment sehen, haben wir uns entschlossen, kleinere Wachstumsinvestitionen, die wir nicht über unseren Private Equity-Fonds tätigen können, aus der Bilanz zu finanzieren. Hinzu kommt, dass es im Bereich Medien und Technologien, den ich gemeinsam mit dem KKR-Partner und Teamleiter Philipp Freise betreue, große Synergiepotenziale zwischen den beiden Bereichen gibt. Zum einen kann man größere Medien- oder Technologiefirmen, die für unseren Private Equity-Fonds interessant sind, nicht korrekt bewerten, wenn man die disruptiven Technologien am unteren Ende des Markts nicht versteht. Umgekehrt ergeben sich über den Private Equity-Fonds viele Chancen für die Wachstumsunternehmen, in die wir investieren. KKRs Private Equity- Portfolio ist insbesondere für B2B-Unternehmen interessant, da es eine potenzielle internationale Kundenbasis darstellt zu wir Zugang ermöglichen können.
VC Magazin: Welche Rolle spielte der Mangel an Wachstumskapital in Europa bei Ihrer Entscheidung, sich in diesem Bereich zu engagieren?
Schönefelder: Wir haben genau das auch beobachtet: Das Angebot an Wachstumskapital in Europa ist sehr übersichtlich. Im Seed-Bereich gibt es relativ viel Kapital, in der Venture-Phase wird es bereits knapper und im Growth-Bereich gibt es unterproportional wenig Mittel im Vergleich zur Anzahl der Unternehmen. Hinzu kommt, dass es nur wenige Plattformen gibt, die die finanzierten Unternehmen mit einem internationalen Netzwerk unterstützen können. Vor diesem Hintergrund haben wir uns entschlossen, mehrere hundert Millionen USD für den Growth Capital-Bereich bereitzustellen.
VC Magazin: Wie ist die Reaktion im Markt auf Ihr Engagement und mit wie vielen Investments von KKR ist im Bereich Growth Equity zu rechnen?
Schönefelder: Unsere Pipeline ist sehr gut gefüllt. In der Folge der ersten beiden Investitionen in arago und US-Unternehmen Ping Identity haben wir sehr viel positives Feedback aus dem Markt erhalten, sowohl von Investoren als auch von Unternehmern. Die Gründer sehen, welchen Mehrwert wir in die Beteiligung einbringen. So stellen wir arago nicht nur Kapital und Expertise zur Verfügung, sondern ermöglichen ihnen auch Zugang zu unseren Portfoliounternehmen, die potenzielle Kunden darstellen. Darüber hinaus unterstützen wir das Team um den arago-Gründer Hans-Christian Boos mit unserem Netzwerk, sei es der Rekrutierung neuer Mitarbeiter oder durch unsere Kontakte zu großen Konzernen. Konkrete Zahlen zu zukünftigen Investitionen kann ich Ihnen allerdings nicht nennen.
VC Magazin: Herr Schönefelder, vielen Dank für das Interview.
Dr. Lucian Schönefelder ist Director im Private Equity-Team von KKR. Sein Schwerpunkt liegt auf dem europäischen Medien- und Technologiesektor, mit speziellem Fokus auf digitale Medien. Schönefelder war unter anderem an den Investitionen von KKR in arago, Scout24 Schweiz, BMG Rights Management und Fotolia beteiligt. Er verbrachte darüber hinaus ein Jahr bei ProSiebenSat.1 als Mitglied von KKR Capstone. Bevor er 2007 zu KKR kam, war Schönefelder im M&A- Team von JP Morgan in London tätig. Er studierte an der Universität St. Gallen und der University of Texas at Austin.