VC Magazin: Wie stellt sich die Finanzierungslandschaft für Mittelständler aktuell dar?
Eibes: Nach wie vor kommt den Hausbanken bei der Finanzierung von Mittelständlern die wichtigste Rolle zu. Insbesondere bis zum Beginn der Ukraine-Krise im Februar dieses Jahres war das Umfeld in diesem Bereich für Unternehmen mit entsprechender Bonität relativ gut. Seither hat sich dieses Bild allerdings aufgrund der Turbulenzen an den Börsen, der Rezessionsgefahr sowie dem zurückgehenden Auftragseingang im Mittelstand verändert und die Banken werden zunehmend wieder zurückhaltender. Auch beim zwischenzeitlich gehypten Anleihemarkt ist mittlerweile eine gewisse Ernüchterung eingekehrt – auch vor dem Hintergrund, dass in diesem Bereich noch mit weiteren Problemfällen zu rechnen ist. Dagegen werden vermehrt alternative Finanzierungslösungen wie beispielsweise Factoring, Asset Based Lending oder Sale and Lease Back im Mittelstand eingesetzt.
VC Magazin: Welche Rolle spielen Private Equity-Gesellschaften in dieser Landschaft?
Eibes: Sobald es um mehr als reine Kapitalbeschaffung geht, stellt Private Equity für den Mittelstand inzwischen eine interessante Alternative dar. Die viel zitierten Berührungsängste werden erfreulicherweise weniger, was dazu führt, dass Partnerschaften mit mittelstandskompatiblen Private Equity-Häusern immer häufiger ernsthaft in Betracht gezogen werden. Im Small Cap-Segment, in dem wir uns als Gesellschaft bewegen, sind es weniger Auktionen, sondern vielmehr proprietäre Situationen, die sich über das jeweilige Netzwerk ergeben. Eine aktive Marktbearbeitung ist sicherlich unabdingbar um einen entsprechenden Dealflow zu generieren. Es gibt aber auch immer wieder Anfragen von Unternehmerseite, die eine Lösung für Ihre Nachfolgesituation oder einen Partner für den nächsten Wachstumsschritt suchen. Diese kommen meist aufgrund von Empfehlungen anderer Mittelständler zustande. Die Unternehmer achten dabei sehr genau auf die Referenzen der verschiedenen Investoren und vergleichen diese miteinander. Wichtig ist hier besonders das gegenseitige Vertrauen, der kulturelle Fit und das gemeinsame Verständnis wie das Unternehmen weiterentwickelt werden soll. Meist wird ein Fortbestand des eigenen Lebenswerks über den letztendlichen Kaufpreis gestellt. Darin liegt auch einer der Gründe, wieso sich beispielsweise angelsächsische Investoren, die versuchen von London aus Beteiligungen im deutschen Mittelstand zu realisieren, vergleichsweise schwertun.