VC Magazin: Insbesondere in Buyout-Fonds fließen in den letzten Monaten große Mengen an Kapital. Machen sich der daraus entstehende Anlagedruck sowie das Interesse internationaler Investoren am deutschen Mittelstand beim Preisniveau bemerkbar?
Eibes: Man sieht durchaus ein gestiegenes Preisniveau. Neben den Private Equity-Gesellschaften mit zum Teil hoher Liquidität und Anlagedruck spielen bei dieser Entwicklung auch die strategischen Investoren eine Rolle, da diese ebenfalls über große finanzielle Kapazitäten verfügen. Das spielt den Unternehmern natürlich in die Karten. In letzter Zeit hat man wiederholt auch Transaktionen mit zweistelligen Multiples gesehen – vor allem bei Auktionen im Mid Cap-Bereich –, das lässt schon die ersten Anzeichen einer Überhitzung erkennen.
VC Magazin: Auch Family Offices beginnen sich verstärkt für Direktbeteiligungen an mittelständischen Unternehmen zu interessieren. Steht diese „neue“ Investorengruppe im Wettbewerb zu klassischen Private Equity-Gesellschaften?
Eibes: Einige Family Offices haben sich in den vergangenen Monaten deutlich verstärkt. Man sieht vermehrt Family Offices im Small Cap-Segment, jedoch eher als passiver Investor mit Minderheitsbeteiligungen. Sie können oft die Brücke im unternehmerischen Bereich schlagen. Was den Family Offices derzeit oft noch fehlt ist das operative Know-how, um tatsächlich mit aktiveren Private Equity-Gesellschaften in Wettbewerb treten zu können.
VC Magazin: Welche Segmente sind aktuell besonders interessant für Private Equity-Investoren mit Mittelstandsfokus?
Eibes: Die Bandbreite ist hier sehr groß. Wir sehen beispielsweise viele interessante Möglichkeiten im Bereich Maschinenbau/Zuliefererindustrie. Hierzu würde eigentlich auch das Automotive-Segment zählen, von dem Investoren aber aufgrund seiner zyklischen Eigenschaften momentan eher Abstand nehmen. Außerdem sind aus unserer Sicht die Sektoren Consumer/Retail, Food oder IT/Telekommunikation spannend. Healthcare aufgrund der hohen Multiples eher nur noch bedingt.
VC Magazin: Welche Trends gibt es in der Finanzierungsstruktur bei Beteiligungen an mittelständischen Unternehmen?
Eibes: Es gibt wieder mehr Leverage als noch vor ein paar Jahren. Dieser liegt nach unserer Einschätzung in Deutschland im Durchschnitt aktuell um die 4x. Uns als Investoren ist es wichtig eine solide Bilanzstruktur aufzuweisen und somit die Beteiligungen „gesund“ zu finanzieren und eine Fremdkapitalquote von 40-50% eher nicht zu überschreiten. Wie bereits erwähnt, werden darüber hinaus Modelle wie Factoring, Asset Based Lending oder Sale and Lease Back verstärkt genutzt.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Eibes.
Karsten Eibes ist Gründer und Managing Partner von Beyond Capital Partners, einer auf den deutschen Mittelstand spezialisierten Private Equity-Gesellschaft. Er begann seine Karriere bei Morgan Stanley und wechselte danach zum McKinsey Spin-off Mitchell Madison Group. Nach über zehn Jahren Strategieberatung zog es ihn in den deutschen Mittelstand zur Berner Gruppe, wo er die Bereiche Strategie/ M&A und Global Business Development verantwortete. Zuletzt war er als Prokurist der Adcuram Gruppe, neben dem Aufbau der Aktivitäten in UK und Frankreich, für Investments in Deutschland zuständig.