VC Magazin: Warum entwickelt sich die Angel-Szene so langsam?
Litzka: Auch viele Privatinvestoren legen Wert auf ihr Erfolgsimage. Ein Investment als Business Angel hat aber immer auch einen potenziellen Pferdefuß: Ein erheblicher Anteil der Frühphaseninvestments schlägt langfristig fehl. Das heißt, der Makel des Scheiterns klebt dann vielleicht auch an einem Privatinvestor. Da investieren manche doch lieber in vermeintlich risikolose Immobilienprojekte.
VC Magazin: Was müsste sich in der Szene ändern?
Litzka: Man kann das System von extern nicht einfach ändern, aber der Markt entwickelt sich auch durch unser aws-Engagement rasch weiter. Auch neue Generationen von Business Angels ändern gerade jetzt das System durch ihr eigenes Verhalten. Es gibt auch in Österreich immer mehr jüngere Investoren – also unter 45 Jahren. Und das sind teilweise schon spannende Kaliber, auch was eine gewisse Agilität angeht. Sie sind nicht eitel, agieren unglaublich rasch, wirken einfach sehr offensiv. Bei uns würde man sagen: „Die fackeln nicht lange herum.“ Sie treffen aber trotzdem die richtigen Investmententscheidungen. Genau solche Leute mischen gerade die Szene auf. Aber auch bisher unsichtbare Akteure werden nun erkennbar und drängen in den Markt. Industrie-Inkubatoren, Acceleratoren und private Frühphasenfonds und Stiftungen formieren sich, um etwas vom Start-up-Kuchen abzubekommen. Es bleibt somit spannend, der Markt bewegt sich endlich in die richtige Richtung. Für Investoren wird aber auch der Kampf um die besten Deals härter – so ist das eben mit Angebot und Nachfrage. Wir hoffen jedenfalls, dass es irgendwann einen gut funktionierenden Markt geben wird – das ist unser Auftrag, aber noch ein harter Weg.
VC Magazin: Was raten Sie also Business Angels?
Litzka: Wir als aws raten Privatinvestoren gar nichts – schließlich treffen Angels ihre eigene Entscheidung mit persönlichen Prämissen und individuellen Erfahrungen. Aber im Kontext der internationalen Muster – speziell aus dem sehr weit entwickelten US-amerikanischen und britischen Angel-Markt, empfehlen wir, ein ausreichend großes Portfolio anzustreben, um die Chance auf einen Treffer zu erhöhen. Bei einem einzigen Investment muss man als Investor entweder die „Goldene Nase“ oder viel Glück haben. Beides ist selten zu beobachten. Also auch hier gelten die bekannten Regeln des Marktes – „die Menge macht‘s“, aber dafür benötigt man eben auch die erforderlichen Ressourcen, sowohl zeitlich und finanziell als auch nervlich. Und am Ende brauchen alle auch eine kräftige Portion Glück!
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Litzka.
Dr. Bernd Litzka ist Programmmanager des aws i2 Business Angels Vermittlungsservices. Seine Spezialgebiete liegen in den Bereichen Produktfindung, Patentrecherche und IP-Analyse, Suche nach Innovationen sowie der Kommerzialisierung von F&E-Ergebnissen.