Interview mit Uli Fricke, FunderNation

VC Magazin: Ab welchem investierten Volumen lässt sich Crowdinvesting Ihrer Meinung nach als Kapitalanlage betrachten?
Fricke: Daniel Kahneman hätte seinen Nobelpreis wohl nicht bekommen, wenn die menschlichen Entscheidungen nicht eher emotional als rational gefällt würden. Wir glauben immer, dass unser rationales Gehirn stärker ist, eigentlich ist es aber nicht so. Daher ist jede Anlageentscheidung immer auch mit einem gewissen Level an Emotion behaftet. Bei Crowdinvesting ist das natürlich auch so. Weil man in den Dialog treten kann, also näher an die Unternehmen herankommt als bei Aktien, kann die emotionale Entscheidung berücksichtig werden. Im letzten Ende sollte es aber immer auch eine Investmententscheidung sein und sollten Renditechancen berücksichtigt werden.

VC Magazin: Ist Crowdinvesting auch für eine Folgefinanzierung geeignet oder doch eher für frühere Phasen?
Fricke: Wir arbeiten mit einigen Unternehmen zusammen, die eine Venture Capital-Finanzierungsrunde gemeinsam mit Crowdfinanzierung planen. Das steht sich überhaupt nicht im Weg. Im Gegenteil: Für die Venture Capitalisten ist es gut, da ihr Anteil nicht zu sehr verwässert. Die Crowdinvestoren haben überdies keine Ambitionen, sich an der Beiratssitzung zu beteiligen. Wenn man den Vertrag ordentlich verfasst, gibt es hier keine Probleme. Wir sehen anhand des eigenen Portfolios, dass Crowdinvesting eine ernsthafte Alternative für Co-Finanzierung oder Finanzierungsrunden ist.

VC Magazin: Wie viele Unternehmen sollen am Jahresende 2015 auf FunderNation Kapital suchen?
Fricke: In den nächsten sechs Monaten möchten wir zwei Unternehmen pro Monat aufnehmen und in der zweiten Jahreshälfte mehr Geschwindigkeit aufnehmen. Bis zum Jahresende sollen es 30 Unternehmen werden.

VC Magazin: Frau Fricke, vielen Dank für das Gespräch.

Uli Fricke ist CEO von FunderNation (www.fundernation.eu/) und darüber hinaus Mitgründerin und CEO der Triangle Venture Capital Group. Von 2010–2011 war sie Vorsitzende der European Private Equity and Venture Capital Association (EVCA) und wurde 2010 von Real Deals zur einflussreichsten Person im Private Equity-Sektor gekürt.