Wie wichtig Know-how und Durchsetzungskraft für Start-ups sind, erläuterte Helmut Schönenberger, Gründer und Geschäftsführer der gastgebenden UnternehmerTUM: „Wenn Sie international 20 Mitbewerber haben, kommt es darauf an, das Rennen zu machen. Gründer brauchen eine klare Vorstellung davon, wie die internationale Tech-Start-up-Szene funktioniert. Was sind die Mechanismen, die Spielregeln und das internationale Umfeld, in dem sich Tech-Gründer bewegen?“ Schönenberger hält mittelfristig zehn IPOs deutscher Tech-Start-ups pro Jahr für realistisch. Dass aber bei weitem nicht jedes Unternehmen an die Börse gehört war Rudolf Franz, CEO der voxeljet AG, wichtig zu betonen. Er selbst war um die Jahrtausendwende für einen Venture Capital-Investor tätig und erlebte die turbulente Zeit des Neuen Marktes hautnah mit. Und den Absturz danach ebenso. Dennoch wagte er – inzwischen als Unternehmer – 2013 den Weg aufs Börsenparkett und erhielt im Zuge des IPO an der New Yorker Börse rund 150 Mio. USD frisches Kapital. „Wichtig ist, internationales Geschäft zu machen, internationale Kapitalmärkte zu betrachten, frühzeitig Venture Capital reinzunehmen und sich weiter zu professionalisieren. Auch das Timing darf man nicht unterschätzen“, sagte Franz bei der Paneldiskussion.
KfW will 400 Mio. EUR investieren
Josef Ritter, Co-Head Equity Capital Markets für die EMEA Region bei der Deutschen Bank, stellte die Frage: Gibt es ausreichend IPO-Kandidaten in Deutschland und sind diese auch gut genug vorbereitet? Unternehmern empfahl er mutiger zu sein, aggressiver zu wachsen und sich früh mit den Anforderungen an Accounting und Bilanzierung auseinander zu setzen. „Große IPOs mit 1 Mrd. EUR Kapitalbedarf haben es leichter als kleine, die 75 Mio. EUR einsammeln wollen. Ziel junger Start-ups muss es sein, starke Private Equity Fonds und Venture Capital reinzubekommen – als Vorbereitung für den IPO“, erklärte Ritter. Andreas Kunze, Gründer und Geschäftsführer des Münchner Sensorherstellers Konux, hat hier bereits erste Erfahrungen gemacht: „In Deutschland haben wir unendlich oft vor Investoren gepitcht, in den USA hat uns ein Investor nach 30 Minuten auf der Terrasse gesagt: ‚What do you need? 100 Mio? I can write your cheque right now!‘“. Kunze hat sich vorgenommen am 22.2.2022 in New York an die Börse gehen – nicht in Deutschland.
Solche Statements hört Albrecht Deißner, Direktor Beteiligungsfinanzierung bei der KfW Bankengruppe immer wieder, doch er hört sie sicherlich nicht gerne. Sein Institut hat vor, den Venture Capital-Markt aktiv zu pushen, wie es Deißner ausdrückt: „Wir wollen Family Offices und institutionelle Anleger animieren, in den Venture Capital-Markt zu investieren. Wir selbst werden dazu 400 Mio. EUR in den kommenden fünf Jahren investieren und erwarten davon ein klares Signal für den Start-up Standort Deutschland. Wachstumsstarke Unternehmen wollen wir groß machen.“ Die anwesenden Unternehmer und Investoren haben es mit Wohlwollen vernommen.