Wer ist die Crowd?
Aber wer sind nun die Privatinvestoren, die junge Start-ups mit ihrem Ersparten finanzieren? Die Crowd ist männlich. Darin stimmten die Vertreter aller drei Crowdfunding-Plattformen überein. 90% oder mehr der Investoren sind Männer, meist überdurchschnittlich gebildet. Die Altersspanne reicht vom Studenten und Berufsanfänger Mitte 20 bis zum Rentner Mitte 60, wobei die Höhe des Investments tendenziell mit zunehmendem Alter steigt. Im Schnitt beteiligt sich ein Crowdinvestor je nach Plattform mit einem Betrag zwischen 1.000 und 1.700 EUR. Nach Ansicht der Teilnehmer motivieren die Investoren neben der Aussicht auf eine ansehnliche Rendite noch weitere Faktoren. So sieht Dr. Joachim Rautter von Peppermint Partners gerade auch im B2C-Bereich einen gewissen Fun-Faktor bei der Beschäftigung mit dem Business und den Produkten eines Start-ups, im medizinischen Sektor mögen auch philanthropische Gedanken eine Rolle spielen. Aus Sicht der Plattformbetreiber ist es auch unter diesem Aspekt für die Etablierung des Crowdfunding-Gedankens entscheidend, den Investoren regelmäßige und umfassende Informationen zu bieten. Sind die Privatinvestoren in der Lage, die Chancen und Risiken ihres Investments richtig abzuschätzen? Diese Frage tauchte in der Diskussion immer wieder auf. Michael Brandkamp warf hierzu ein, dass institutionelle Investoren Start-ups tendenziell niedriger bewerten als diese sich selbst gegenüber den Crowdinvestoren. Max Gröning von KPMG wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Crowd gegenüber institutionellen Investoren immer einen Informationsnachteil besitzen. Daher ist es unumgänglich, dass die Plattformen entsprechende Qualitätsstandards setzen.
Ausblick
Trotz unterschiedlicher Auffassungen und Phasen kontroverser Diskussion: In diesem ersten Roundtable zum Thema Crowdfunding gelang es, bei allen Beteiligten ein gemeinsames Verständnis für Stärken und Schwächen des Crowdfunding herzustellen und darüber hinaus die Distanz zwischen Venture Capital-Investoren und Plattform-Betreibern zu überwinden. Übereinstimmung herrschte über das Potenzial, durch Crowdfunding die Innovations- und Investitionskultur in Deutschland auf ein höheres Niveau zu heben. Die Vertreter des Private Equity Forum NRW planen angesichts des großen Interesses der Teilnehmer, die Erkenntnisse und Ideen aus dieser ersten Veranstaltung nochmals aufzugreifen und in den kommenden Monaten weiter zu vertiefen. Dr. Peter Wolff fasste die nächsten Schritte zur festen Etablierung des Roundtables zusammen: Bis zum Sommer sollen die Vertreter der Start-ups enger in die Diskussion eingebunden werden. Wo sehen diese den Bedarf im gemeinsamen Zusammenspiel von Crowdfunding und klassischen Investoren? Einen zweiten gemeinsamen Roundtable des Private Equity Forum NRW wird es danach in der zweiten Jahreshälfte geben.