VC Magazin: Laut Dr. Christian Wegner hat ProSiebenSat.1 eine knappe Milliarde an Werbeplätzen zur Verfügung. Greifen die Unternehmen aus Ihren Beteiligungen auf diese Werbeplätze zu und wie wird dies als Tochter verrechnet?
Raab: Media wird intern verrechnet. TV-Werbung hat eine Brand Building-Power wie kein anderes Medium. Es ist uns wichtig, dass die Assets nicht unendlich viel davon brauchen, sondern dass diese hocheffizient eingesetzt wird. Die Kombination aus beidem – Media und Analytics – schafft die Voraussetzungen, die Mediaeffizienz einer Beteiligung im Laufe der Zeit immer weiter zu steigern.
VC Magazin: Könnte es zukünftig zu einem Modell kommen, in dem SevenVentures die möglichen Assets für 7Commerce anschiebt und 7Commerce einsteigt, wenn es funktioniert?
van Delden: Bei SevenVentures steigen wir breiter und früher ein. Somit lernen wir viel über die Unternehmen selbst und ihre Märkte, aber auch, wie unser Mediahebel auf die einzelnen Firmen wirkt. Wenn etwas gut funktioniert und Synergie-Potenzial besteht, kommt eine tiefere Zusammenarbeit infrage. Würden wir allerdings aus dem Portfolio der SevenVentures ein Unternehmen mehrheitlich kaufen, würden wir dies immer zu Marktbewertungen tun. Ansonsten wäre es für den Unternehmer unattraktiv, anfangs mit uns eine Verbindung einzugehen. Der Lernvorsprung ist allerdings auf jeden Fall vorhanden und wir glauben, als Investor damit einen großen Vorteil gegenüber anderen Strategen zu haben, die erst spät und über klassische M&A-Mittel einsteigen.
VC Magazin: Ist es denkbar, dass ein Unternehmen wie Amorelie ähnlich wie Windeln.de einen IPO anstrebt?
Raab: Es ist auf jeden Fall nicht ausgeschlossen. Letztendlich aber sind wir eine Businessunit der ProSiebenSat.1 und tragen hauptsächlich zur digitalen Transformation bei. Dabei gehen wir gerne schrittweise vor: Bei Amorelie setzen wir derzeit sehr stark auf das Thema Internationalisierung. Denn einige unserer Assets sind durchaus internationalisierbar, und je nachdem, wohin das führt, ist zu gegebener Zeit vielleicht sogar ein IPO möglich.
VC Magazin: Fließen die Travel-Beteiligungen, die Sie in Zukunft tätigen, in das Travel-Cluster mit ein oder wird ein zweites Vertikal aufgebaut?
van Delden: Alle strategischen Beteiligungen, die wir im Travel-Bereich eingehen, fließen in die ProSieben Travel. Unsere Beteiligung Discavo etwa wurde Anfang des Jahres in das Reise-Portfolio aufgenommen. Wenn wir allerdings frühphasige Travel-Themen angehen, wären diese gesellschaftsrechtlich bei SevenVentures aufgehängt, da sie exitorientiert geführt werden. Das Gründerteam muss schließlich immer die Möglichkeit haben, den bestmöglichen Exit für sich, das Unternehmen und die Co-Investoren zu erzielen. Wir nutzen dennoch das Know-how der 7Travel, um solche Themen einzuschätzen und Mehrwert durch Mediaoptimierung, Vermarktungs- und Produktsynergien zu generieren.