Man muss unterscheiden
Es ist nicht einfach, die Filetstücke zu identifizieren. Je nach Investorentyp oder Renditeerwartung bieten sich verschiedene Möglichkeiten. „Sehr beliebt sind Akquisitionen, die einen sofortigen Cashflow erlauben und in die in der Regel über ein Investitionsvehikel in Projekte investiert werden“, erklärt Karsten Tack, Executive Director bei der HSH Nordbank im Bereich Corporate Finance M&A. Mittlerweile fließen die Investitionen häufiger direkt in die einzelnen Projekte. Darüber hinaus kaufen Investoren auch bestehende oder in Betrieb befindliche Projekte. „Allerdings finden sich hier aktuell nur wenig Projekte im Markt“, so Tack. Infrastruktur ist eben nicht gleich Infrastruktur. „Man darf nicht nur das Label ‚Infrastruktur‘ kaufen“, warnt Markus Pimpl von der Partners Group. Regional unterscheiden sich die Investitionen, nicht nur aufgrund makroökonomischer Faktoren, teilweise nämlich recht deutlich: „In den USA oder Europa müssen vor allem bestehende Infrastrukturanlagen verwaltet oder erneuert werden“, erläutert Pimpl. „In den Emerging Markets wie Lateinamerika geht es darum, ganz neue Bedürfnisse zu befriedigen, etwa den problemlosen Zugang zu Wasser oder Strom.“ Die verantwortlichen Assetmanager müssen flexibel reagieren können und sich mit den Regularien der jeweiligen Märkte vertraut machen. „Man kann unterscheiden, ob man in klassische Kerninfrastrukturprojekte investiert, also beispielsweise Public Private Partnerships, in regulierte Anlagen, wie zum Beispiel Wasser- und Elektrizitätswerke oder in klar definierte Value Add-Projekte“, erklärt Reicherter. Letztlich entscheiden Sicherheit und Know-how über das spezielle Segment oder den Ort des Investments. „Trotz des großen Kapitalzuflusses im europäischen und nordamerikanischen Infrastrukturmarkt lassen sich durch gute Marktkenntnis und die Bereitschaft, auch komplexere Transaktionen anzugehen, auch in diesen Regionen noch sehr attraktive Renditen erzielen. Hierzu muss man nicht in exotische Geografien ausweichen“, so Reicherter. „Denn wie steht es mit politischer Sicherheit und gesellschaftlicher Stabilität?“
Es braucht Investitionen!
Nach Schätzungen der OECD liegt der Investitionsbedarf allein in den Mitgliedsländern bis 2030 bei rund 55 Bio. USD. Die Wirtschaftsberatung PwC geht von einem weltweiten Investitionsbedarf von rund 80 Bio. USD bis ins Jahr 2025 aus, bei einem jährlichen Investitionsanstieg bis zu 8%. Regionaler Schwerpunkt der Investitionen wird mit etwa 60% Südostasien sein, allerdings abhängig von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in den Schwellenländern. Der Anteil der Investitionen in Westeuropa wird dementsprechend bis 2025 auf rund 10% sinken. Laut PwC ist diese Entwicklung nicht nur auf die weniger dynamisch wachsenden Märkte in den Industrienationen zurückzuführen, sondern auch eine längerfristige Folge der Finanz- und Schuldenkrise in Europa. „Uns wurden im vergangenen Jahr über 660 Infrastrukturprojekte vorgestellt“, berichtet Partners-Experte Markus Pimpl. „In sechs Anlagen haben wir für unsere Kunden letztlich investiert.“ Seiner Meinung nach können Infrastrukturinvestments in verschiedenen Strategien Sinn machen. Jedoch sollten sich Investoren aufgrund von politischen Risiken nicht auf einzelne Länder und Regionen beschränken. Ein global diversifiziertes Portfolio bietet daher viele Vorteile für Investoren. Wichtig ist auch die regionale Vernetzung. „Nach der Atomkatastrophe von Fukushima haben wir für unsere Kunden in Solarparks in Japan investiert“, erzählt Pimpl. „Ohne einen Zugang zu Land und Leuten vor Ort, vor allem zu den zuständigen Regulatoren, die schlussendlich die Notwendigkeit von Solarenergie erkannt haben, wäre das gar nicht möglich gewesen.“