VC Magazin: Wie nehmen international aktive Venture Capital-Gesellschaften die Bundesrepublik und ihre Gründer wahr?
v. Frankenberg: Die erfreuliche Nachricht ist, dass sie sie überhaupt wahrnehmen. Das war noch vor ein paar Jahren nicht der Fall. Deutschland wird heute als ein Markt gesehen, in dem viel passiert und in dem auch relevante und große Unternehmen entstehen können. Dazu kommt, dass Start-ups hierzulande nach wie vor attraktive Bewertungen haben verglichen mit Märkten wie beispielsweise die USA. Die ausländischen Investoren scannen heute sehr systematisch das Gründungsgeschehen in Deutschland. Außerdem hat sich Berlin als Start-up-Hotspot international zu einer Art Marke entwickelt.
VC Magazin: Vielfach ist aus der deutschen Gründer- und Venture Capital-Szene zu hören, die Rahmenbedingungen in Deutschland seien nicht ideal, um Unternehmen von internationaler Bedeutung aufzubauen. Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?
v. Frankenberg: Es gibt sicherlich noch einige Dinge zu verbessern. Allerdings muss man auch sagen, dass vieles hierzulande bereits richtig gut ist. Es gibt eine sehr große Förderlandschaft wie beispielsweise den Invest – Zuschuss für Wagniskapital des BMWi auf nationaler Ebene, aber auch in den einzelnen Bundesländern gibt es eine Vielzahl von Programmen. Dazu kommen die Instrumente der EU, hier hat beispielweise eines unserer Portfoliounternehmen 1,6 Mio. EUR Förderkapital erhalten. Wie groß das Angebot an Programmen ist, zeigt sich schon allein daran, dass es den Berufsstand des Förderberaters gibt. Außerdem bietet Deutschland eine tolle Infrastruktur und einen sicheren Rechtsrahmen. Auf der anderen Seite ist beispielsweise der Aufwand bei der Platzierung eines Fonds für neue Venture Capital-Gesellschaften extrem hoch. Dieser und einige andere Punkte lassen noch Platz für Verbesserungen.
VC Magazin: Welche Entwicklung wird der Gründerstandort Deutschland in den nächsten Jahren nehmen?
v. Frankenberg: Wenn das Börsenklima hält, bin ich davon überzeugt, dass wir in Deutschland noch eine Reihe von IPOs aus dem Tech-Bereich sehen werden. Das wird dazu führen, dass viel Kapital zurück in den Start-up-Markt fließen wird. Außerdem erwarte ich, dass auch deutsche Konzerne verstärkt als Käufer von Jungunternehmen in Erscheinung treten.
VC Magazin: Herr Dr. von Frankenberg, vielen Dank für das Interview.
Dr. Alexander von Frankenberg ist Geschäftsführer der High-Tech Gründerfonds Management GmbH mit Sitz in Bonn.