VC Magazin: Konnten bereits erste Investments aus dem Wachstumsfonds getätigt werden – bzw. wie viele Unternehmen wurden bislang eingehender geprüft?
Ried: Wir haben uns zwölf Unternehmen intensiver angesehen oder sind gerade dabei, das zu tun. Ein Großteil kommt aus dem Münchner Raum, es sind aber auch einige Unternehmen aus anderen Regionen, wie dem Großraum Nürnberg-Erlangen oder Schwaben, vertreten. Aktuell gibt es noch keinen Vertragsabschluss. Wachstumsfinanzierungen in der von uns angepeilten Größenordnung dauern grundsätzlich deutlich länger als etwa Seed- und Series A-Finanzierungen. Vor allem die Zusammenstellung und Strukturierung von Finanzierungsrunden, die Unternehmen Wachstum ermöglichen, ist zeitlich wesentlich aufwendiger.
VC Magazin: Ist eine abgeschlossene Seed-Finanzierung eine Voraussetzung?
Ried: Es ist der Normalfall, aber es kann Ausnahmen geben. Zum Beispiel, wenn ein Unternehmen sich bislang durch eigenes Kapital und Cashflow finanziert und für die nächsten Wachstumsschritte Kapital benötigt. Sofern ein weiterer privater Investor dabei ist, sind wir auch hier handlungsfähig.
VC Magazin: Welche Unternehmen kommen grundsätzlich für Kapital aus dem Wachstumsfonds infrage?
Ried: Mit den Mitteln aus dem Wachstumsfonds wollen wir Unternehmen erreichen, die eine Later Stage-Finanzierungsrunde planen, also ab der B- oder C-Runde. Wichtig ist, dass das Unternehmen uns eine positive Prognose über seine technische Entwicklung und sein Marktwachstum anbieten kann. Zudem ist aufgrund der EU-Regularien der Einstieg eines neuen privaten Investors erforderlich, der bis dato von dem Unternehmen unabhängig war. Darüber hinaus erwarten wir ein gewisses Engagement der Altinvestoren. Wir sehen aber auch das Szenario, dass wir mit einem unserer bisherigen Co-Finanzierungsfonds eine A-Runde abschließen und der Wachstumsfonds eine Folge-Option darstellt.
VC Magazin: Der Fonds legt, wie der Name schon sagt, seinen Investitionsfokus insbesondere auf die Wachstumsphase von Jungunternehmen. Die Zahl der Venture Capital-Fonds in diesem Spektrum ist in Deutschland noch immer recht überschaubar. Planen Sie auch mit internationalen Fonds zu co-investieren?
Ried: Selbstverständlich. Das ist aber nicht auf den Wachstumsfonds beschränkt. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde unseres Portfoliounternehmens e-gym haben wir eng mit Highland Capital zusammengearbeitet. Wir hatten früher einen eklatanten Mangel an Wagniskapitalinvestoren. Inzwischen hat das gestiegene Engagement von Business Angels und Corporates einiges kompensiert. Dennoch haben wir noch immer zu wenig Venture Capital in Deutschland. Der Wachstumsfonds ist eine Initiative des Freistaats Bayern, um den aktuellen Mangel an privatem Kapital zu überbrücken. Aber er stellt keine grundsätzliche Lösung des Problems dar, sondern ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das Ziel ist eine ausreichende Ausstattung mit privatem Kapital, wie es sie zum Beispiel in den USA gibt.
VC Magazin: Herr Dr. Ried, vielen Dank für das Interview.
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Dr. Georg Ried ist Geschäftsführer der in Landshut ansässigen Bayern Kapital GmbH, der Venture Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern. Bayern Kapital investiert seit 20 Jahren in bayerische Start-ups und ist seit Mitte 2015 auch für das Management des Wachstumsfonds Bayern verantwortlich.