VC Magazin: Was haben Private Equity-Häuser – deutscher wie ausländischer Herkunft – im Umgang mit deutschen Mittelständlern in früheren Jahren falsch gemacht?
Oleownik: Private Equity-Gesellschaften verzichteten früher vor allem auf eine aktive Aufklärungsarbeit. Die Öffentlichkeit wusste daher jahrelang nicht, was Private Equity eigentlich ist. Das rächte sich. Und natürlich erregt es mehr Aufmerksamkeit und Interesse, wenn etwas schiefgeht. Dass es sich dabei um die Ausnahme und nicht um die Regel handelt, geht dann unter. Denn die Presse berichtete über Finanzhaie, die den Hals nicht voll bekommen können – die Heuschreckendebatte prägte die öffentliche Diskussion. Viele mittelständische Unternehmer fühlten sich bestätigt, denn meist waren Private Equity-Verantwortliche ehemalige Investmentbanker und aus Sicht der Unternehmer seelenlose „Excel-Hengste“, die oftmals nur eines im Sinn hätten: Durch „Deals“ das schnelle Geld machen. Nachhaltige und glaubwürdige Erfolgsstorys sowie der gesamtwirtschaftliche positive und robuste Beitrag, den Private Equity leistet, kamen in der Wahrnehmung viel zu kurz.
VC Magazin: Wie hat sich das Verhältnis in den letzten Jahren aus der Sicht der Kapitalgeberseite verändert?
Oleownik: Private Equity schafft Arbeitsplätze, fördert Innovationen und steigert die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Um dies dauerhaft sicherzustellen, braucht man Teams mit branchenspezifischem Know-how. Das heißt, wir brauchen nicht nur Banker oder Finanzspezialisten, sondern auch Manager und Unternehmer, die über Branchen- und Managementkompetenzen sowie operative Erfahrungen im Mittelstand verfügen. Diese Menschen wissen, wo der Schuh besonders drückt und haben vor allem Erfahrung in der Umsetzung von Konzepten und Planungen. In der Private Equity-Branche arbeiten heute Finanzfachleute und Manager, die einen echten unternehmerischen Background vorweisen können, zusammen. Und nur solche Teams führen mit Unternehmern und dem Unternehmensmanagement Gespräche auf Augenhöhe. Diese Teams identifizieren Werttreiber und schaffen auch Mehrwert als echte Sparringspartner, durch neue Impulse und idealerweise auch über Zugänge zu wertvollen Netzwerken und Kontakten. Dieser Anspruch ist, so glaube ich, in der Private Equity-Branche heute Usus – wobei natürlich Ausnahmen die Regel bestätigen.
VC Magazin: Haben Sie auch bei Unternehmern ein Umdenken feststellen können?
Oleownik: Wir helfen Unternehmen – auch in schweren Zeiten. Und Vertrauen bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Partnerschaft. Man könnte nach vorne gerichtet von einer erfolgreichen „Ehe auf Zeit“ mit einem starken Partner sprechen. Diese Sichtweise teilen die Manager der Unternehmen, an denen wir uns beteiligen, weil wir damit eine nachhaltige Wertorientierung verfolgen und ein Umdenken im Mittelstand stattgefunden hat. Der Grund für den erkennbaren Einstellungswandel zu Private Equity sind auch bevorstehende Change-Prozesse im Mittelstand, die begleitet und operativ gemanagt werden müssen. Corporate Restructuring, Internationalisierung, der digitale Wandel als Wachstumsfeld oder einfach nur der bevorstehende Generationenwechsel in einem Betrieb, den man nicht unterschätzen darf, sind aktuelle Themen, die den Mittelstand bewegen. Und dafür braucht man operatives und finanzielles Know-how gleichermaßen. Während die ältere Unternehmergeneration etwas langsamer mit der Private Equity-Branche Tuchfühlung aufnahm, beobachten wir, dass vor allem jüngere Unternehmer offener sind. So stellt Private Equity für viele Unternehmen heute nicht nur eine einfache Transaktion, sondern mittlerweile eine echte Alternative dar.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Oleownik.
Das vollständige Interview lesen Sie im aktuellen VentureCapital Magazin.
Dr. Sven Oleownik ist Partner und Head of Germany bei Gimv. Zuvor war er zwölf Jahre als Managing Partner bei Deloitte für den Bereich Corporate Finance Advisory zuständig und beriet dort neben Corporates und mittelständischen Unternehmen auch Private Equity-Häuser.