VC Magazin: Wenn Du auf Deine bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblickst: Welche Entscheidungen würdest Du erneut treffen?
Neidlinger: Zum einen natürlich Chailove zu gründen und das Konzept so zu gestalten wie man es heute kennt. Aber auch die Entscheidung die Schule zu beenden, stellt sich zurückblickend als gute Wahl dar. Dieses Jahr hätte ich eigentlich mein Abitur absolviert. Zu Beginn des aktuellen Schuljahres habe ich den Onlineshop gelauncht. Schon der ganze Setup und die Pflege der Kundenanfragen haben meine kompletten Sommerferien eingenommen. Mir war bereits sehr früh bewusst, dass die zeitliche Beanspruchung wohl rasch überhand nehmen wird. Diese Vermutung bestätigte sich schneller als gedacht. Natürlich hätte ich den Onlineshop um Chailove auch auf Sparflamme betreiben können während ich tagsüber die Schule besuchte. In diesem Fall wären aber sehr viele Innovationen und Projekte auf der Strecke geblieben. Heute bin ich sehr froh, dass ich mein volles Engagement der Skalierung des Onlineshops widmen kann.
VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konntest Du besonders viel lernen?
Neidlinger: Bisher musste ich glücklicherweise noch keine schmerhaften Erfahrungen machen.
VC Magazin: Was sind aus Deiner Sicht bei den Rahmenbedingungen in Deutschland der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Neidlinger: Der größte Pluspunkt ist für mich das Internet an sich. Jedem wird hier die Möglichkeit eingeräumt, sich Wissen autodidaktisch anzueignen. Für beinahe jede erdenkliche Problemstellung kann man sich heutzutage ein Youtube-Tutorial ansehen. Das war vor allem im Rahmen der Webseitenerstellung oder der Umsetzung des Designs in Photoshop unerlässlich. Das größte Manko für junge Unternehmer sind die Existenzgründerfinanzierungen. Wenn man als Schüler noch nie gearbeitet hat, hat man keine Chance auf einen Zuschuss bei der Bundesagentur für Arbeit. Ich konnte froh sein, dass ich nicht über ein riesiges Stammkapital verfügen musste, um Chailove aufzubauen. Aber bei anderen Projekten wird das schon wieder schwieriger.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Du als Vorbilder oder Idole siehst?
Neidlinger: Von den Augsburger Jungs von littlelunch bin ich total begeistert. Außerdem ist mymuesli ein ganz großes Vorbild für mich, da sie es durch den Konfigurator geschafft haben mit einem alltäglichen Produkt aus der Masse zu stechen und schlussendlich Kunden durch hohe Qualität begeistern und somit langfristig halten können. Generell sind für mich alle Unternehmen, die sehr gute Produkte haben Vorbilder. Aber auch Unternehmen, die alleine durch Bootstrapping erfolgreich wurden, finde ich bewundernswert. Das zeigt, dass es für jeden Möglichkeiten gibt ein Projekt zu starten.
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Dein Start-up und Deine unternehmerische Zukunft aus?
Neidlinger: Mein Ziel ist es in ganz Deutschland in Cafés, Restaurants und im Einzelhandel vertreten zu sein. International soll sich Chailove mit der Zeit auch seinen Marktanteil sichern. Außerdem möchte ich den Onlineshop für ganz Europa optimieren. Zudem möchte ich nicht nur unser Sortiment ausweiten, sondern auch für den Einzelhandel im Kühlregal eine Fertiglösung anbieten. Da ich sehr neugierig und offen für alles bin, möchte ich für meine unternehmerische Zukunft noch viele weitere Projekte starten.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Larah Sophie Neidlinger ist Gründerin und Geschäftsführerin von Chailove.